Paradiese finden und verlieren

■ Performance-Tänzerin Edith Stephen aus New York warf ein Auge auf „lovely room“ Fotoforum

Gesicht

Frau

Edith Stephen Foto: Jörg Oberheide

Auf den ersten Blick verliebte sich Edith Stephen, die international renommierte Enviromentkünstlerin und Tänzerin aus New York, in die neuen Räume des Fotoforums in der alten Post Langenstraße. Die Idee, „the lovely room“, so Stephen, mit einem begehbarem Gesamtkunstwerk zum Ereignis zu machen, war geboren. Gedacht, getan, die

Produktion hat bereits begonnen.

Gestern stellte Edith Stephen mit ihrer Producerin Ingrid Naujok, der Bremer Bühnenbildnerin Astrid Reinhardt und Wolfgang Stemmer vom Fotoforum ihre Idee vor, die ehemalige Postschalterhalle im Frühjahr 92 in ein Total Enviroment zu verwandeln. Arbeitstitel: „Paradise lost and found“.

Im ehemaligen Tresor der Schalterhalle erläuterte die zierliche kleine Dame, eine Große der amerikanischen Avantgarde, wie sie im kommenden Frühjahr das Publikum in dem von ihr gestalteten Fotoforum anregen will, Undenkbares zu denken und Unsichtbares zu sehen. Installationen, Tänze, Musik, Dia-Shows und Filme werden die BesucherInnen zum Wandern zwischen den Welten bewegen: Heile und zerstörte Welt, ein ganz normaler Gegensatz, der erfühlbar werden soll. Dazu werden TänzerInnen von Stephens Truppe, dem New Yorker Performing Dance Theatre, nach Bremen kommen.

„Everything is terrible, everything is beautyful“, das sei an jedem Morgen die Entscheidung, vor die ein Mensch gestellt ist, wenn er sich in den Alltag aufmacht, so Stephen, die ihr Publikum sinnlich rütteln und schütteln will. Die New Yorker –Village Voice' urteilte: „Intriguing, violent, dramatic“. Die Dauer der Performance steht noch nicht fest, an geregelte Öffnungszeiten ist nicht gedacht, eher an eine ununterbroche Aktion von mehreren Tagen.

Das Enviroment, an dessen Gestaltung sich auch Astrid Reinhardt beteiligen wird, soll käuflich sein. Einzelne Objekte, Früchte von Performances und Teile der Installationen können bereits vor der offiziellen Eröffnung erstanden und spätestens nach Beendigung des Werks abgeholt werden. Provokant, wie Stephen ihre Kunst versteht, sollen auch die Preise sein: Die Originale werden ab 1 Mark aufwärts verkauft. Anteilsaktien könnten etwas teurer werden. Mit Sponsoren wird verhandelt.

„Paradise lost and found“ manifestiert sich schon im ersten entstanden Objekt, dem „Peacock“, einem wohlgeformten schwarzen Tank, den Stephen bemalte und zum Opener der Bremer Aktion erklärte. Peacock, zu deutsch Pfau, ist im Amerikanischen ein Teekesselchen-Begriff von schillernder Vielfalt zwischen Schickeria und Besoffensein. juan