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Trauermarsch für Angriffe mißbraucht

■ 6.000 trauerten um getöteten Mete Eksi/ Weder Demonstranten noch Polizisten zeigten Sensibilität für Verwandte/ Krawalle in Kreuzberg

Berlin. Zum Gedenken an den getöteten Mete Eksi demonstrierten am Sonnabend rund 6.000 Ausländer und Deutsche. Der Trauerzug zum Rathaus Schöneberg startete am Adenauerplatz. Dort war der 19jährige Sohn türkischer Einwanderer am 27. Oktober von Deutschen mit einem Baseballschläger zusammengeschlagen worden.

Der Türkische Elternverein, SOS Rassismus und die Grünen/AL hatten zu der Demonstration aufgerufen, die als Trauerzug begann. Hinter den Verwandten des nach dreiwöchigem Koma Verstorbenen gingen die Demonstranten mit Bildern von Mete über den Kurfürstendamm. Auffällig war, daß Menschen aus allen Generationen beteiligt waren. Immer wieder baten die Veranstalter, keine Parolen zu rufen, da die Angehörigen einen Schweigemarsch gewünscht hätten.

Doch schon nach einer halben Stunde schien diese Bitte vergessen. Eine Gruppe junger Türken skandierte Eingängiges wie »Nazis raus!«, fand aber erst Rückhalt, als sie »Deutsche Polizisten« einmal mehr als »Mörder und Faschisten« ausmachten. Vorrangig junge Männer deutscher Herkunft suchten Streit mit den sich bis dahin zurückhaltenden Polizisten. Dadurch nahm die Sensibilität auf beiden Seiten merklich ab. Die Polizei begleitete den Zug mit Mannschaftswagen und Blaulicht; Angehörige mußten fortan neben einem Wasserwerfer laufen, obwohl die Einsatzleitung den »friedlichen Charakter des Aufzugs« lobte. In den für Verwandte freigehaltenen Raum drangen trotz eindringlicher Bitten immer wieder deutsche Demonstranten ein, um den Schweigemarsch für eigene Proteste zu nutzen.

Vor dem Schöneberger Rathaus forderte die Menge »Ausländer bleiben, Nazis vertreiben« und rief —auf türkisch— »Mete ist nicht tot«. Ausgerechnet die von Angehörigen erbetene Schweigeminute nutzte ein Dutzend türkischer Kids, Mannschaftswagen zu attackieren, Reifen zu durchstechen und im Hintergrund wartende Polizisten mit Flaschen zu bewerfen. Diese griffen daraufhin massiv ein, was von den Tausenden als bewußte Provokation empfunden wurde. Als diverse Wurfgeschosse über den Platz flogen, brach Panik aus. Dabei stürzte eine flüchtende Frau und zog sich eine Platzwunde am Kopf zu. Schneller als Helfer war das Gerücht zur Stelle, die Verletzte sei von »faschistischen Bullen zusammengeknüppelt« worden.

Die Polizei verkannte zunächst die Menschentraube und begann gegen diese vorzugehen. Als die Beamten ihren Irrtum erkannten, bildeten sie einen Ring, um die Verletzte zu schützen. Doch wie einer inneren Logik folgend, fanden sich sogleich Demonstranten, die darin einen Kessel ausmachten und nun ihrerseits gegen die Polizei vorgingen. Was folgte, war Routine. Polizisten griffen mit Überhärte einzelne Randalierer heraus. Einen schleiften sie an den Füßen quer über den Platz zum Mannschaftswagen. Die Demonstranten warfen Steine, Flaschen und Holzlatten, während sich die Kundgebung auflöste. Nach Polizeiangaben wurden im Verlauf der Demonstration zwölf Personen kurzzeitig festgenommen.

Sieben weitere Menschen wurden anschließend bei Krawallen zwischen rund 300 Jugendlichen und der Polizei festgenommen. Zu diesen kam es am Rande einer unangemeldeten Antirassismus-Demonstration in Kreuzberg. Christian Arns

(Siehe auch Seite 22)

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