: Neu in der Schauburg: Mr. Johnson
■ Der strahlende Verlierer
Der Regisseur Bruce Beresford (“Miss Daisy und ihr Chauffeur“) erzählt in seinem neuen Film vor dem Hintergrund malerischer afrikanischer Landschaften die Geschichte des strahlenden Verlieres Mr. Johnson. Der wähnt sich auf der Seite der Gewinner, ist ein loyaler Royalist, der um Anerkennung durch die Kolonialisten wirbt und sich seinen Leuten entfremdet. Maynard Eziashi versprüht als Mister Johnson den Charme der Findigkeit. Er hat die Spielregeln der Zivilisatoren in einem Maße gelernt, das die Herren verblüfft. Zum Überleben aber ist es für ihn nicht genug.
Westafrika 1923. In dem kleinen Dorf Fada hat es der Eingeborene Claude Johnson zu etwas gebracht. Im Außenposten des britischen Empire verwaltet er das Büro des Regierungsvertreters Harry Rudbeck, einem englischen Beamten mit Pioniergeist und Pfeife im Mundwinkel. Mister Johnson ist ein glühender Verehrer des Empires. Von den fernliegenden, ihm ganz unbekannten britischen Inseln spricht er als daheim, er trägt einen weißen Anzug, einen Tropenhelm und stets ein strahlendes Lächeln. Zu seinem Glück findet er Damu, die „schönste Frau auf dem ganzen Kontinent“, er heiratet sie, alles läuft perfekt, nur das Geld fehlt ihm dazu. Er leiht es sich von seinen Stammesbrüdern, ohne zu wissen, wie er es je zurückzahlen kann.
Regisseur Beresford zeigt den leichtfüßig wirkenden, aber tödlich endenden Weg eines Eingeborenen in die Zivilisation. Ob eine neue Straße das Dorf Fado umbringen wird, läßt der Regisseur die Zuschauer nur ahnen. Die Geschichte von Mister Johnson könnte eines dieser Propaganda-Märchen „vom Tellerwäscher zum Millionär“ sein, bloß ohne das Happy-End am flackernden Kamin. Rührend und gleichzeitig seltsam nüchtern wirken Beresfords Bilder bis hin zu Mr. Johnsons letztem Gang ins Gefängnis. Aufrecht wie ein Gentleman geht er seiner Hinrichtung entgegen, wie einer, der das Fürchten nicht gelernt hat. Juan
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