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Das windige Geschäft mit dem Strom

■ Windkraftanlagen lohnen sich/ Die Zeit des Öko-Alibis ist vorbei/ Forschungsministerium gibt Zuschüsse/ Strom muß angemessen bezahlt werden/ Touristen akzeptieren nur die leisen Türme

Berlin. Windig sollte es schon zugehen, wenn damit Strom erzeugt wird. Doch die wirtschaftliche Produktion ist mittlerweile möglich; das Dasein der Windkraft als Öko-Alibi bundesdeutscher Strompolitik hat ein Ende. Und obwohl hier keine Anlagen installiert sind, hat Berlin im Windkraftbereich einen Namen. Seit den 20er Jahren wird an der Spree geforscht, seit einiger Zeit auch produziert.

Insbesondere dem Institut für Luft- und Raumfahrttechnik werden entscheidende Weiterentwicklungen zugeschrieben. Aus einer Forschungsgruppe im Bereich Hubschraubertechnologie entwickelte sich vor beinahe zehn Jahren die Kleinstfirma »Südwind«; ein Kollektiv, das die Ergebnisse der Rotorblätter-Forschung nutzte und seitdem umsetzt. Der inzwischen auf 15 Mitarbeiter angewachsene Betrieb profitiert vom wachsenden Einfluß der Lobby für regenerative Energien.

Bereits seit mehr als zehn Jahren sind die Versorgungsunternehmen verplichtet, durch Windkraft erzeugten Strom in ihre Netze einzuspeisen. Seit Jahresbeginn müssen sie diesen nun endlich auch angemessen entlohnen. 90 Prozent des durchschnittlichen Strompreises erhalten die Betreiber, das sind rund 17 Pfennig pro Kilowattstunde. Und einige zigtausend Kilowattstunden kommen pro Jahr zusammen, selbst bei kleineren Anlagen und nicht nur direkt am Meer. »Geeignete Stellen finden sich auch im Vogelsbergkreis oder in der Eifel«, sagt Claus-Dieter Santen, Mitarbeiter bei »Südwind«. Der Betrieb liefert inzwischen in praktisch alle Bundesländer, vorrangig aber an die Küste.

An deren östlichem Rand planen Rostocker Umweltfreunde gerade weitere Windmühlen mit je 250 Kilowatt Spitzenleistung: Unter dem Motto »Global denken, lokal handeln« unterstützt der Berliner Verein »Aktiv gegen Strahlung« im Ökodorf den Bau der Anlagen, um so zum »Ausstieg aus der Kernenergie« beizutragen und weitere »Investitionen in menschenfeindliche Technologien« zu verhindern. Das Bundesforschungsministerium spielt inzwischen mit. Sechs Pfennig Förderung für jede Kilowattstunde steht Anlagen wie den geplanten inzwischen zu; wer seinen Strom selbst nutzt, erhält sogar acht Pfennig. Bei kleineren Anlagen, wie Südwind sie zur Zeit noch baut, werden die Betriebskosten mit bis zu 60 Prozent bezuschußt. »Im Verhältnis zur Förderung der Kernenergie sind diese Summen aber verschwindend gering«, relativiert Santen.

Das Argument gegen Windkraftanlagen, sie verschandelten die Landschaft, gilt als weitgehend ausgeräumt: »Sowohl an der Küste als auch im Binnenland hat sich gezeigt, daß die Touristen beinahe zu den Anlagen hinpilgern«, erklärt Santen. Besonders Anlagenparks mit Informationsständen seien »gut besucht«. Allerdings müsse man Studien beachten, welche Bauarten stärker, welche weniger akzeptiert würden. Der Trend geht demnach weg von Gittermasten wie bei Hochspannungsleitungen und hin zu freistehenden Stahlrohrmasten. Wegen des ruhigeren Bildes und geringerer Geräusche würden zudem dreiblättrige Anlagen bevorzugt, so Santen: »Die Einblättrigen sind viel schneller und deutlich lauter.« Christian Arns

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