KOMMENTAR: Olympischer Poltergeist
■ Walter mompert uns die 2000er-Spiele weg
Die Olympiabewerbung des Ex-Regierenden Walter Momper liegt inzwischen in zweifacher Ausführung vor. Der Mann, der in Sachen Berliner »Jahrtausendspiele« schon immer »mit den Hufen scharrte«, will Chef der senatseigenen Olympia GmbH werden. Erst brachte ihn Parteigenosse und Bausenator Wolfgang Nagel per Schreiben an Diepgen erneut ins Gespräch. Gestern hat Momper nun selbst seine Kandidatur erklärt. »Im Interesse Berlins« möchte er die »peinliche« olympische »Hängepartie« um den Grüttke-Rücktritt und das teure Schirner-Bärchen »zu einem Ende bringen«. Geklärt werden muß nur noch — wie Momper zwischen den Zeilen durchblicken läßt — der Zuschnitt des Top-Jobs. Für bloße Repräsentation stellt er seine internationale Glatze nicht zur Verfügung.
»Zu einem Ende bringen« würde ein Olympia-Chef Momper nicht nur seine Karriere in der SPD. Vorsitzender seiner Partei und Abgeordneter könnte er kaum bleiben. Auch alle Gegner der 2000er-Spiele könnten sich freuen. Was Daume&Diepgen mit ihren heiteren Spielereien nicht geschafft haben, würde der dann losbrechende parteipolitische Hickhack endgültig erledigen. Die ersten unwirschen Kommentare des CDU-Fraktionsoberhaupts Klaus-Rüdiger Landowsky zu Mompers Kandidatur weisen die Richtung. Und auch der vom Bezirkschef zum Sportsenator aufgestiegene Jürgen Klemann (CDU) könnte den Schalträger kaum neben sich ertragen. Vielleicht einigen sich die Regierungsparteien gar auf eine Quotierung, und der ebenfalls ins Gespräch gebrachte Jürgen Wohlrabe (CDU) wird Mompers Vize. So ein Poltergeist- Duo im Verein mit dem altersstarrsinnigen NOK-Chef Daume wäre wirksamer als jede Anti-Olympia-Bewegung. Hans-Hermann Kotte
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen