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'Pariser Kurier‘ stellt sein Erscheinen ein

Paris (afp) — Nach nahezu vierzig Jahren hat der 'Pariser Kurier‘, die einzige deutsche Zeitschrift in Frankreich, ihr Erscheinen offiziell eingestellt.

Das zweisprachige Blatt im Dienste der deutsch-französischen Verständigung, bisher aus öffentlichen Mitteln finanziell gefördert, ist nach Angaben der Redaktion Opfer von „Sparmaßnahmen und Umschichtungen“ nach der deutschen Wiedervereinigung. Der überparteiliche 'Pariser Kurier‘, der sich mit der Nummer 1.032 im November von seinen Lesern verabschiedete, erreichte zuletzt eine Auflage von 20.000 Exemplaren, fand aber über Schulen, Institutionen und Partnerschaftskomitees eine weit größere Verbreitung. Das Blatt erschien zuletzt in einem zweimonatigen Rhythmus.

Das Verschwinden des 'Pariser Kuriers‘ zu einem Zeitpunkt, da „das Klima der Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland nicht sehr gut ist“, hinterläßt „einen bitteren Nachgeschmack“, schreibt bedauernd der Deutschlandexperte Henri Menudier in seinem Kommentar. Es sei „nicht das einzige spürbare Zeichen“ einer Situation, die sich verschlechtere. Als Beispiel führte Menudier an, daß Pariser Kabel-TV-Abonnenten seit 1. Oktober ZDF-Sendungen nachmittags und abends nicht mehr empfangen können und FR3 Strasbourg und der Südwestfunk in Baden-Baden die ausgezeichnete Gemeinschaftssendung Vis-a-Vis nicht mehr produzieren. Dies führe zu einer „paradoxen Situation“, betont der Professor. „Während uns die Fortschritte der europäischen Integration im Informationsbereich anspruchsvoller machen sollten, kappen wir Informationsnetze zu unseren Nachbarn. [...] Die Franzosen sind schlecht über Deutschland informiert und beklagen sich zuweilen, von den Deutschen schlecht verstanden zu werden.“

Zahlreiche Leser des 'Pariser Kurier‘ haben in der letzten Ausgabe ihre Enttäuschung und gleichzeitig die Hoffnung geäußert, daß die Zeitschrift in irgendeiner Form fortgeführt werden kann.

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