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Der Deutschlehrer

■ Von Cengiz, 16 Jahre

Die Luft war dick und stickig und zugeraucht in Rudis Eckkneipe in der Naunynstraße. Nur noch ein paar Menschen saßen hier in diesem Loch. Die Straßen waren dunkel und schmutzig. Man hatte fast das Gefühl, Kreuzberg würde gleich in sich zusammenfallen. Von den unzähligen Lichtern der Weststadt, wie sie auf den Magazinen glänzten, war nicht die Spur zu sehen.

Ein finsterer kalter Luftzug kroch plötzlich durch Rudis Etablissement. Ein Mann im langen Mantel hatte die Tür geöffnet und stand dort unbeweglich da. Aus schmalen Augen sah er in die Runde, als ob er jemanden suche. Sein Halstuch hatte er sich über den Mund hochgezogen.

Unter seiner rechten Schulter beulte sich sein Mantel aus. Auch die Gäste wurden jetzt aufmerksam. Es wurde ganz still im Lokal. Der Wirt tastete unter der Theke nach dem Totschläger.

»Keine Bewegung!!«, sagte der hagere Mann mit dem Mantel von der Tür mit eiskalter, rauher Stimme. Dann betrat er den Raum. »Und Whisky pur. Eine ganze Flasche!« Er stelzte zur Theke, schenkte sich das Glas randvoll und führte es zum Mund.

Das Tuch hinderte ihn beim Trinken, und nach dem ersten Schluck mußte der Fremde husten, seine Augen wurden ganz rot, und er hustete und spuckte den Whisky aus. Der Mann riß sich das Tuch vom Hals und man sah jetzt, daß er heulte. »Scheiße, es hat wieder nicht geklappt!« heulte er, und sein Hut fiel ihm jetzt auch noch vom Kopf — und schau her, da war es der Deutschlehrer meiner Klasse, der einmal im Leben jemandem hatte Angst machen wollen.

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