: Im Treibhaus wird es immer wärmer
■ Klimaforscher warnen: „Noch ist es nicht zu spät“/ Kritik an Töpfers geplanter CO2-Reduzierung
Berlin (taz) — Der renommierte Klimaforscher Mojib Latif vom Hamburger Max-Planck-Institut hat ein internationales Abkommen zur Einschränkung des Kohlendioxid-Ausstoßes gefordert.
Er verwies gestern auf Modellrechnungen, wonach der Ausstoß von CO2 jetzt noch zu kontrollieren sei. Der Wissenschaftler kritisierte außerdem, daß das „Hauptgas“ Kohlendioxid bisher nicht in internationale Abkommen einbezogen worden sei. Dies gelte auch für das gerade unterzeichnete europäisch-amerikanische Abkommen zur Verringerung flüchtiger organischer Stoffe.
Klimaforscher Latif geht davon aus, daß der Treibhauseffekt in Zukunft weiter zunehmen wird. In den nächsten einhundert Jahren sei mit einer globalen Erwärmung um vier Grad zu rechnen. Dies ziehe weltweit eine Verschiebung der Klimazonen, zunehmendes Waldsterben und einen Anstieg des Meeresspiegels nach sich.
Eine deutliche CO2-Verringerung wird es in der Bundesrepublik offenbar weit weniger schnell geben als immer wieder prognostiziert. Zwar hat Umweltminister Klaus Töpfer (CDU) in einer Vorgabe verlangt, die bundesdeutschen CO2-Emissionen bis zum Jahr 2005 um 25 Prozent zu reduzieren, Wirtschaftsexperten allerdings halten das für Wunschdenken. Bis zum Jahr 2010 wird nach einer Studie von Esso der Energieverbrauch in Deutschland lediglich um ein Prozent auf 487 Millionen Tonnen Steinkohleeinheiten (SKE) verringert.
Letztes Jahr wurden noch 1.033 Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre geblasen, nach Esso-Erkenntnissen sollen es im Jahr 2010 immer noch 870 Millionen Tonnen sein. Esso-Vorstandschef Thomas Kohlmorgen hält Töpfers CO2-Reduzierung bis zum Jahr 2005 ohne „noch schärfere Eingriffe in den Energiemarkt und in die Wirtschaftsabläufe für nicht realisierbar“. Die Kohle-Vorrang-Politik der Bundesregierung sei mit einer Politik der CO2-Reduzierung unvereinbar.
Auch Wissenschaftler vom Klimaforschungszentrum an der britischen Universität East Anglia rechnen mit einer weiteren Erwärmung der Atmosphäre; schon jetzt sei dieses Jahr das zweitwärmste seit Beginn der regelmäßigen Temperaturaufzeichnungen Mitte des letzten Jahrthunderts. Der kurzfristige Abkühlungseffekt, den der Ausbruch des Vulkans Pinatubo auf den Philippinen ausgelöst hat, wird daran nichts ändern, berichtet das britische Wissenschaftsmagazin 'New Scientist‘ in der letzten Ausgabe.
Vollständige Daten für 1991 erwarten die Wissenschaftler von einer UN-Studie im Februar: „Sie wird die Position der Wissenschaftler stärken, die die Klimaerwärmung der letzten Dekade auf den Anstieg der Treibhausgase wie das CO2 zurückführen. itz
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen