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Jazz vom Wühltisch

■ Wie so oft: Barbara Thompson mit Paraphernalia in der Schauburg

Voll war's bei Barbara Thompson's Paraphernalia zu mitternächtlicher Stunde in der Schauburg. Aber viele BesucherInnen taten, obwohls sie's nicht nötig hatten, als wäre Winterschlußverkauf. Kann ich mal durch?. Vor lauter Stoßen und Schubsen war es nicht gerade einfach, dem Vortrag der Eheleute Thompson/ Hiseman mit ihrem Band-Gefolge zuzuhören. Tschuldigung, ich muß mal durch.

Auf der Bühne spielte sich Altbewährtes ab. Wie vor zwanzig Jahren oder letztes Jahr und auch im Jahr davor versicherten die MusikerInnen einander, wie sehr sie sich schätzten. Natürlich hatte Frau Thompson eine neue LP im Gepäck und vergaß nicht, immerfort darauf hinzuweisen. Das Titelstück „Breathless“ stellte sich übrigens als schwachbrüstige Dudelmusik heraus.

Es war schon jämmerlich. Da standen, hockten und kauerten fünfhundert oder mehr Menschen in einem stinkenden Raum voller Ausdünstungen, Laß' mich mal durch, und hörten sich Jazz- Rock-Stücke an, die an Beliebigkeit kaum zu überbieten waren. Trotzdem benahm sich vorne das Publikum mit Sitzplatz großteils wie eine Schar Charterfluggäste. Kaum, daß auf der Bühne ein noch so kleiner Solo-Part erfolgreich zur Landung im kollektiven Einheitsbrei ansetzte, hagelte es Klatschovationen. Es war aber immer dasselbe. Die ohne Ausnahme sicheren Mitspieler begannen mit netten, zuweilen sogar spannenden Figuren, dann aber dümpelten die Kompositionen doch wieder in standardisierten Phrasen weiter. Dazu steuerte die wie immer bestens aufgelegte Chefin nette Soundeffekte bei, hier ein Klang-Tupfer und da ein Tönchen, aber dann folgten mit tödlicher Sicherheit ellenlange Saxophon-Elegien.

Als gegen halb drei Uhr morgens alles vorbei war, konnte nicht einmal die Erinnerung an das Drum-Solo des Herrn Hiseman frohstimmen. Stiff J.F.

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