„Es gibt keine weibliche Rendite“

Der „Fonds pour Femmes“ bietet Kapitalanlagen für Frauen/ Drei Monate nach der Gründung bereits zwei Millionen DM gezeichnet/ Die Beratung ist entscheidend/ Nur ein Viertel in Aktien angelegt  ■ Von Angelika F.Pfalz

Nein, es ist nicht das grüne Band unseres Vertrauens, aber auch kein feministisches lila Latzhosenbändel. Es ist eindeutig pinkfarben, das forsche F des „Fonds pour Femmes“ (FPF), sozusagen der dernier cri am Finanzmarkt. Maßgeschneidert ist dieser erste deutsche Investmentfonds für Frauen und soll deren Vorstellungen von Geldanlagen besser Rechnung tragen als das Produkt von der Stange.

„Natürlich gibt es keine weibliche Rendite, und den Fonds könnten Sie theoretisch bei jeder x-beliebigen Bank bekommen.“ Marion Weichert, Frauenfinanzberaterin in Hamburg, Initiatorin und Geschäftsführerin des Fonds, nimmt allen denjenigen, die ihr eine lila Mogelpackung vorwerfen, gleich den Wind aus den Segeln. Ihr geht es darum, Frauen anzusprechen, die ihr Geld sonst aufs sichere, aber in Sachen Zinsen wenig attraktive Sparbuch legen würden.

Darauf zielt, so Marion Weichert, die Anlagestrategie des Fonds pour Femmes (FPF): Sicherheit steht an erster Stelle, dann folgt die Rendite. Drei Viertel legt der FPF in festverzinslichen in- und ausländischen Wertpapieren an, lediglich ein Viertel in Aktien, die ja stets Kursschwankungen unterworfen sind. Und wenngleich beim Fonds pour Femmes zum Feminismus allerhöchstens sprachliche Parallelen bestehen, so bezieht der Name zumindest aus diesem Punkt seine Rechtfertigung. Hier nämlich sollten Aktien solcher Unternehmen aufgenommen werden, die aktiv Frauenförderung betreiben oder an deren Spitze eine Frau steht. Die Rendite muß allerdings stimmen, so Finanzfrau Marion Weichert.

Genau das aber macht das Unterfangen in der hiesigen Börsenwelt reichlich schwierig. Die Kombination, Frauen zu fördern, an der Börse als Aktiengesellschaft notiert zu sein und zugleich eine ansehnliche Dividende abzuwerfen, ist bislang noch ausgesprochene Rarität. Jil-Sander- Aktien fallen damit durch den Rost. Und Philips beispielsweise hat zwar einige recht interessante Ideen in die Tat umgesetzt, um Frauen im Unternehmen gleiche Chancen zu bieten, aber der Kurs war auch schon mal besser. So bleibt zunächst nichts weiter als die Absicht.

Zudem dürfte es beim Fonds pour Femmes nicht einfach sein, festzulegen, was unter „aktiver Frauenförderung“ zu verstehen ist. Und vor allem — wer bestimmt die Kriterien? Schließlich weist ein schön ausgearbeiteter Frauenförderplan, der in irgendwelchen Schubladen verstaubt, ein Unternehmen noch lange nicht als frauenfreundlich aus. Leitet eine Frau ein Unternehmen, sind damit nicht zugleich bessere Bedingungen für Mitarbeiterinnen oder Kundinnen garantiert.

Bundesaufsichtsamt erkannte Fonds an

Nicht ohne Grund betont der Text im Prospekt, wie wichtig die Rendite sei. Denn möglicherweise sind solche Beteuerungen in dieser von Männern dominierten Branche immer noch notwendig, um als seriös eingestuft zu werden. Was die ethischen Fonds hierzulande noch nicht geschafft haben, ist dem Fonds pour Femmes geglückt: Immerhin hat das Bundesaufsichtsamt für das Kreditwesen ihn anerkannt.

Verwaltet wird der Fonds ganz und gar herkömmlich durch die Universal-Investment-GesellschaftmbH in Frankfurt, im Depot liegt er bei der privaten Hamburger Berenberg-Bank. Bei beiden ist die Bankenwelt noch in Ordnung: In deren jeweilige Entscheidungsgremien hat sich bislang keine Frau verirrt. Anders sieht das im Anlageausschuß des FPF aus. Von vier Mitgliedern sind drei Frauen, stellt Marion Weichert diese für die Branche erhebliche Besonderheit heraus. Dieser Ausschuß berät die Investmentgesellschaft bei der Verwaltung des Fondsvermögens und damit der Auswahl der Papiere. Doch ist beraten gleichbedeutend mit entscheiden? Marion Weichert, selbst im Ausschuß: „Wir werden ihnen nicht ins Alltagsgeschäft pfuschen, aber die Gesellschaft wird sich mit Sicherheit nach unseren Wünschen richten.“

Im Wert von 17,5 Millionen Mark hat Marion Weichert Anteilscheine drucken lassen. Im Vergleich zu anderen, wie sie selbst sagt, ein kleiner Fonds. Bilanz nach einem Vierteljahr auf dem Markt: „Die Berechtigung dieses Fonds sehen die Interessentinnen ganz klar darin, daß er von Frauen beratend vertrieben wird, in unserer Form der Ansprache also.“ Der gezeichnete Anteil, bislang das Stück für 100 Mark, liegt inzwischen bei knapp zwei Millionen.

Daß der neue Fonds anfangs bei den großen Instituten und Gesellschaften Kopfschütteln bis Kritik hervorrief, betrachtet Marion Weichert nicht als Branchenprügel: „Wir werden von der Konkurrenz ernstgenommen. Sie reagieren auf uns klitzekleine Frauenanbieterinnen.“ Am allerliebsten wäre es ihr sowieso, wenn der Wirbel auslösende Zusatz „...für Frauen“ sich eines Tages erübrigen könnte. Jedoch mindestens auf mittlere Sicht braucht die Frauenfinanzmaklerin keine Bange zu haben, sich selbst und ihre Nase für Marktlücken im eher schwerfällig- traditionellen Geldgeschäft überflüssig zu machen.