Schluckt Grünschnabel zuviel Senatsknete?

■ Jugendsenator Krüger ließ Eikitas kontrollieren/ Das Ergebnis: Kurze Öffnungszeiten, schlechte Auslastung

Berlin. Grünschnabel, Trotzköpfchen und Schmunzelmonster erhielten Ende September ungebetenen Besuch. Bei ihnen und 34 weiteren Elterninitiativ-Kitas im Westteil der Stadt klopften überraschend Mitarbeiter der Senatsjugendverwaltung an die Tür und fragten nach Öffnungszeiten und Belegungszahlen. Eine jetzt fertiggestellte erste Auswertung der Kontrollaktion, die der taz vorliegt, wirft nach Ansicht der Beamten von Jugendsenator Thomas Krüger (SPD) kritische Fragen darüber auf, wie die etwa 560 Westberliner Eikitas mit den Fördergeldern des Senates umgehen.

»Signifikant«, so Erwin Wittkopf von der Jugendverwaltung, seien vor allem die kurzen Öffnungszeiten. Mit durchschnittlich 7,3 Stunden täglich liegen sie in den Eikitas nur knapp über den sechs Stunden, die der Senat als Minimum verlangt. Evangelische Kirche, Caritas und Rotes Kreuz, die als große freie Träger in ähnlichem Umfang wie die Eikitas vom Senat gefördert werden, bieten zehn Stunden täglich.

Auch die Auslastung der Eikitas war geringer als angenommen. Im Schnitt waren zwar 96,3 Prozent der geförderten Plätze tatsächlich belegt. In Einzelfällen klafften Förderzahlen und Belegung jedoch weit auseinander. In der Villa Wackelzahn zum Beispiel werden 25 Plätze gefördert, aber nur 20 waren tatsächlich besetzt. Krügers Kontrollettis trafen überdies im Schnitt nur 63 Prozent der gemeldeten Kinder an — obwohl der Kontrollbesuch zu einem Zeitpunkt am frühen Nachmittag stattfand, an dem auch nach Ansicht des Eikita-Dachverbandes Daks die meisten Kinder anwesend sein müßten.

Diese Belegung sei »ein bißchen arg wenig«, räumt die Daks-Vorsitzende Karin Lücker ein. Eine Stichprobe an einem einzigen Tag sei jedoch nur wenig aussagekräftig, bemängelt sie. Die kurzen Öffnungszeiten könnten im Vergleich zu kirchlichen Kitas zwar als »Ungerechtigkeit« angesehen werden. Längere Öffnungszeiten könnten die Eikitas in der Regel jedoch nicht finanzieren, weil sie — aufgrund des besseren Erzieherschüssels — überproportional hohe Personalkosten hätten. Hier zu sparen, sei pädagogisch nicht sinnvoll und in vielen Fällen wegen der kleineren Gruppengrößen auch gar nicht machbar.

Dank der hohen Kostenbeiträge der Eltern sei ein Eikita-Platz für den Senat immer noch billiger, als ein Platz in einer Senatskita, argumentiert Lücker. Auch Wittkopf bestreitet das nicht. Über Konsequenzen aus der Untersuchung sei noch »in keiner Weise entschieden«, beteuerte er. Für ihn ist der »Kasus Knaxus« jedoch die Differenz zwischen dem Leistungsangebot der Eikitas, denen der Senat 62 Prozent ihrer Kosten erstattet und dem Angebot der großen Träger, die vom Senat nur 58 Prozent erhalten.

Diese Rechnung läßt jedoch selbst die Leiterin des Kita-Amts der evangelischen Kirche, Gisela Kohlmeier, nicht gelten. Die Kirche könne im Gegensatz zu den Eikitas auf eigene Einnahmen aus der Kirchensteuer zurückgreifen und damit die Defizite decken. Die kurzen Öffnungszeiten der Eikitas seien in Verbindung mit den hohen Kostenbeiträgen zwar durchaus ein Problem, weil bestimmte Elterngruppen dadurch »ausgegrenzt« würden, sagte Kohlmeier. Abhilfe schaffen könne hier jedoch keine Kürzung der Mittel für die Eikitas, sondern im Gegenteil eine bessere finanzielle Förderung durch den Senat. hmt