: Manchmal denke ich an Kassandra...
...wenn ich krank werde vor Angst — und erzähle von einem Alptraum, der mich nicht mehr losläßt: „...hörte einen namens Schönhuber reden, hörte, wie er von den ,armen, gestrauchelten‘ Kindern sprach — er meinte die, die andere Kinder aus anderen Ländern anzünden und Menschen totschlagen —, und ich hörte sein Versprechen, sich der schweren Aufgabe zu stellen, diesen Kindern auf den „rechten“ Weg zu helfen — und ich träumte, seine ,Therapie‘ hatte Erfolg. Sie waren ein wenig älter geworden — diese Kinder —, waren besser organisiert, an einer klaren Rangordnung konnten sie sich jetzt orientieren, und sie kämpften für ein sauberes Vaterland; dabei übersahen sie nur, daß rotes Blut ihre braunen Hemden verschmutzte.
Ich sah, daß meine Mutter ein zweites Mal vertrieben wurde, in ein Land flüchtete, in dem nicht das Faustrecht dessen, der auf der rechten Seite steht, gilt — ich sah meine Schwester flüchten in ein Land, in dem ihr farbiges Kind in Frieden aufwachsen konnte —, und ich sah, wie ich mich vor Angst versteckte, weil ein fremd klingender Name an meiner Wohnungstür steht ...“
Entsetzt wache ich auf ... alles nur ein Traum ... in den Nachrichten sehe ich sie wieder, die Gestalten aus dem Traum, den „Hitler-Gruß“, ... Nazi-Parolen grölend, ... vor laufenden Kameras — die Polizisten wenden sich milde lächelnd ab ... da will einer beruhigen, spricht von „einer kleinen Minderheit, die zwar schreckliches anrichtet“, aber eben nur eine Minderheit. Wieder wird die Angst in mir stärker, und ich kann jetzt auch eine zweite kleine Minderheit sehen, die auf die Straßen gehen, sich schützend vor Flüchtlinge stellen, helfend AsylantInnen aufnehmen — und dazwischen steht die große schweigende Mehrheit.
Wer wird sie diesmal überzeugen? Uta Makaranond, Berlin
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