: Zuviel Geld
Schon seit Wochen werden die örtlichen Kulturredaktionen mit immer neuen (und uninteressanten) Meldungen über die diesjährige Verleihung des Europäischen Filmpreises »Felix« belästigt. Nicht nur, daß die Veranstalter so tun, als sei die Spannung, wer denn nun den kleinen Mann bekommt,in Babelsberg mindestens so groß wie in Hollywood, ist auch noch der Langweiler Schlöndorff mit seiner Homo Faber- Dramolette in die Endauswahl gekommen. Damit wäre quasi schon die Provinzialität dieser Veranstaltung vorprogrammiert, wenn nicht ein Finanzskandal größeren Ausmaßes zumindest für eine politische Auseinandersetzung gesorgt hätte: Zu Beginn der Planung für die große Galaveranstaltung in den DEFA- Studios (ein Ort, der die westlichen Organisatoren wegen mangelnder Ausstattung schon in mittlere Krisen von Hysterie versetzte — man stelle sich vor: Hanna Schygulla auf einem Container-Klosett!) hatte der emsige Kultursenator einen Kostenrahmen von 3,3 Millionen veranschlagt, eventuelle Verteuerungen würden gegebenenfalls von Sponsoren übernommen. Drei Tage vor der Party stellt sich nun heraus, daß die Kosten mittlerweile bei 5,6 Millionen liegen und leider gar kein Sponsor in Sicht ist, wie der Senator am Montag im Hauptausschuß »einräumte«. Dies widerum ist Anlaß für die haushaltspolitische Sprecherin (was für ein Beruf!) der FDP-Fraktion, Erika Schmid-Petry (wir lieben Menschen mit Doppelnamen), sich zu erbosen. Als würde nicht dauernd ein Haufen Geld für sinnloses Präsentiergehabe ausgegeben... Für die fehlenden 2,3 Millionen muß nun der beliebte Lotto-Topf herhalten — schließlich will die Hauptstadt sich nicht lumpen lassen und Grillettas statt Kanapees den internationalen Gästen anbieten. Was ist denn eigentlich mit den Resten aus Honeckers Speisekammer geschehen? Ansonsten sind doch auch Thüringer Rostbratwürste sehr beliebt bei ausländischem Publikum! Wie immer die Party auch werden mag, die FDP hat jetzt schon beantragt, daß der Hauptausschuß sich im Januar mit dem Thema befassen und »über weitere Konsequenzen beraten« will. Mögen sie den Kultursenator vielleicht nicht?
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