Kriegsursache: Wirtschaftsinteressen-betr.: "Zivile Gleichgültigkeit" (Warum Europa den Krieg in Kroatien nicht begreift) von Slobodan Snajder, taz vom 22.11.91

betr.: „Zivile Gleichgültigkeit“ (Warum Europa den Krieg in Kroatien nicht begreift) von Slobodan Snajder, taz vom 22.11.91

Herr Snajder beklagt das Unverständnis im Konflikt Kroatien/Serbien, das er bei den Westeuropäern vermutet. Kann es nicht sein, daß Westeuropäer genau wissen (sollen), daß persönliches Empfinden nicht gewichtig ist, wenn es um wirtschaftliche Interessen geht, denn diese Interessen bestimmen die Richtung. „Ein paar Millionen“ Menschen in Westeuropa ist es auch nicht gestattet, sich dem wirtschaftlichen Ziel zu entziehen.

Welches Ziel hat Kroatien durch Unabhängigkeit und eigener Währung für sich gesehen, bevor der Krieg begann? Vielleicht nicht nur ein schönes Urlaubsgebiet, sondern eine Art Monacco (Steuerparadies)? Werden in Kroatien die Bürger nicht benutzt, egal von welcher Seite? Vor einiger Zeit konnte ich der Presse entnehmen, daß aus Kanada Rundfunksendungen an Kroatien gingen, die nicht nur Musik zum Inhalt hatten. Ich glaube, es wurde in der Vergangenheit reichlich für Meinungsmache gesorgt.

Sicher ist doch, daß allen solchen schrecklichen Dingen, die in Kroatien stattfinden, „knallharte“ Wirtschaftsinteressen zugrundeliegen. Für dieses „Goldene Kalb“ werden die Menschen geopfert — heute in Kroatien — und morgen? Die Bevölkerung in Kroatien wird als Geisel benutzt, das ist das Verbrechen — für mich ein Verbrechen aus ganz niederen Beweggründen. Hanna Meier, Hamburg