: Null Mark aus Polen
■ Die Friedensfahrt der Radamateure führt 1992 wieder durch Deutschland/ Polnische Finanzprobleme
Berlin (dpa/bb) — Der Leipziger Wolfgang Schoppe, Vizepräsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), war lange Jahre im DDR- Radsport für die „reinen Amateure“ aus den Betriebssportgemeinschaften verantwortlich, ehe er letzter Präsident des Ostverbandes wurde. Derzeit hat der Amateurspezialist eine höchst professionelle Aufgabe zu erfüllen, er hilft bei der Sponsorensuche für die Internationale Friedensfahrt 1992, die nach einjähriger Pause wieder mit deutscher Beteiligung organisiert wird.
„Mit Berlin, Forst und Dresden haben wir drei Etappenstädte auf deutschem Gebiet, in denen erfahrene Organisatoren die Kleinarbeit bereits abgeschlossen haben. Die Strecken liegen fest, und die Unterbringung für den 300-Mann-Tross ist geklärt. Alle Tourteilnehmer werden wieder unter einem Dach wohnen und essen — eine Sache, die es nur bei der Friedensfahrt gibt“, berichtet Schoppe. In den drei deutschen Städten gibt es bereits eine Anzahl von lokalen Sponsor-Angeboten, Sorgen aber macht der polnische Teil des Rennens.
Für jede der neun Etappen plus Prolog veranschlagen die Planer rund 100.000 Mark. Andrzej Geilke, Generalsekretär des polnischen Radsportverbandes, ließ bei Verhandlungen in der vergangenen Woche wissen: „Wir können null Mark zusteuern.“ Lediglich für die Streckenabsicherung in und um den Riesengebirgskurort Karpacz, einziger Austragungsort in Polen, kann die polnische Seite aufkommen. Deshalb wird gegenwärtig mit der Starnberger Firma MERDIA-Service ein Vermarktungskonzept erarbeitet, das die Löcher im polnischen Teil der Drei-Länder-Tour stopfen soll.
In der CSFR hat man bereits im Vorjahr einen Verein gegründet, in dem drei Privatpersonen, darunter der Sportjournalist Jiri Cerni als Organisationschef, die Bürgschaft übernommen haben. Der Verein hat Sponsoren und die Stadtverwaltung des Hauptortes Trutnov auf seiner Seite. Damit werden die Kosten der Etappen abgesichert.
Offen bleibt die Finanzierung der Trikots, der Preise, der Meßtechnik, der Tagegelder. Die Preissumme für die Friedensfahrt 1992 soll rund 50.000 Mark betragen, dazu kommen Offerten regionaler Sponsoren bei Prämienspurts und Bergwertungen. 21 Sprintwertungen und 28 Kletterprüfungen soll der Kurs enthalten.
Athleten aus 20 Ländern werden für die 1.306 Kilometer lange Etappenfahrt erwartet. Die Einladungen werden während des Kongresses der Internationalen Radsportföderation (UCI) am Freitag in Berlin an insgesamt 29 Radverbände vergeben. Außerdem soll der Kongreß über Einladungen an Mannschaften aus dem Baltikum entscheiden. Immerhin kam 1977 mit Aavo Pikkuus ein Gesamtsieger aus dem Sowjetbaltikum.
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