: OPEC fürchtet japanisches Interesse an den russischen Ölvorkommen
■ Aber zuvor fallender Export/ Konferenz beschloß unveränderte Fördermenge und stabilen Richtpreis
Wien/London (dpa/ap/afp/taz) — Die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) behält im ersten Quartal 1992 ihre Gesamtfördermenge von 23,65 Millionen Barrel (je 159 Liter) pro Tag bei. Auch an dem Richtpreis von 21 Dollar wollen die 13 Ölminister festhalten, wurde am Mittwoch auf der Herbstsitzung des Kartells in Wien bekannt. Am Londoner Ölmarkt notierte daraufhin Nordseeöl zur Auslieferung im Januar mit 19,85 Dollar um 20 Cents niedriger als am Dienstag.
Wie am Rande des Treffens bekannt wurde, ist die OPEC über angebliche Pläne Japans besorgt, massiv in die sowjetische Wirtschaft und dabei vermutlich auch in die Ölproduktion zu investieren. Die sowjetische Fördermenge war in letzter Zeit unter anderem wegen Mangels an Ersatzteilen und veralteter Ausrüstung stark rückläufig.
Genannt wurde ein Investitionsvolumen von einer Milliarde Dollar. Beteiligt seien die japanischen Großkonzerne Mitsubishi, Mitsui und Itocu. Die angeblich geplanten Investionen (siehe u.a. taz vom 22.8.) sollen sich auf die Regionen Sibirien und Sachalin beziehen, wo es große Ölvorkommen gibt, und im Zusammenhang mit der erwarteten Einigung über die Rückgabe der Kurilen- Inseln an Japan stehen.
Wie es heißt, befürchtet die OPEC einen Preisverfall, wenn die UdSSR, der größte Ölproduzent der Welt, ihren Export massiv steigert. Beobachter sprachen davon, daß kleinere OPEC-Länder mit dem Bericht über die angeblich geplanten japanischen Investitionen auch Druck auf Saudi- Arabien ausüben wollten, ihre Produktion zurückzuschrauben.
Für das nächste halbe Jahr wird der nigerianische Erdölminister Jubril Aminu der Organisation vorstehen. Sein Vorgänger Celestino Armas aus Venezuela sagte in seiner Abschiedsrede, man müsse die Verwirrung und Unwägbarkeiten, die derzeit die sowjetische Energiewirtschaft beherrschten, berücksichtigen. Das Preissystem dort biete derzeit keine Anreize, die Ölproduktion zu erhöhen. Die Fördermenge sinke sogar. Der Trend werde sich wahrscheinlich fortsetzen und zu einem verstärkten Druck auf die OPEC führen. „Und ich bin nicht sicher, ob wir in der Lage sein werden, die verstärkte Nachfrage zu befriedigen.“
Armas forderte die OPEC auf, den Irak und Kuwait wieder in den Erdölmarkt zu integrieren, allerdings darauf zu achten, daß die Preisstabilität nicht gefährdet werde. Der Irak und Kuwait hatten nach dem Golfkrieg ihre Produktion gedrosselt, da ein Großteil der Förderanlagen zerstört worden war. Der kuwaitische Erdölminister wies darauf hin, daß die Erdölproduktion seines Landes bereits wieder bei 500.000 Barrel pro Tag liege.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen