: Die Ampel entläßt ihre Eltern
■ Der Tag der Karriereknicks: Heute schickt die SPD ihre SenatorInnen in die Wüste / taz fragt: Wer bleibt?
Gehen wir mal fest davon aus: Die Mehrzahl der abgebildeten Damen und Herren hatte eine eher unruhige Nacht. Denn heute soll das letzte Geheimnis der Ampel gelüftet werden. Welche SenatorInnen dürfen sich auch in den kommenden Jahren an der Kunst des Regierens versuchen?
Zur Ausgangssituation: Nur zwei der bisher neun SPD-SenatorInnen sind unersetzlich. Wedemeier, weil wer sonst, und Beckmeyer, weil? Doch wer ist der dritte Mann im Bunde? Und welche Frau darf weitermachen? Diese Fragen wollen wir gerne an Sie weitergeben. Wer uns bis 11.00 Uhr seinen persönlichen Tip abgibt und auch noch recht hat, hat beste Chancen, das original taz-Weihnachtsgeschenk zu gewinnen. Voraussetzung ist selbstverständlich, daß die Antwort richtig ist.
Als kleine Entscheidungshilfe präsentieren wir hier noch einmal die AusstiegskandidatInnen:
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Einer, der Karriere gemacht hat: Vom Verwaltungsangestellten an der Uni, über die Senatskanzlei zum Bürgerschaftsabgeordneten zum Innensenator. Letzteres wurde Peter Sakuth 1987 wohl nur, weil Geiselgangster mehr oder wenig zufällig nach Bremen kamen und in der Folge Bernd Meyer zurücktreten mußte. Andere KandidatInnen sagten ab und so wurde der nette Peter aus Gröpelingen plözlich Herr über den schwierigsten Bremer Apparat. Doch kaum im Amt, war er auch schon untendurch. Und wenn sich das Urteil, daß da einer am völlig falschen Platz sitzt, erst einmal verfestigt hat, dann kann er strampeln, wie er will, es geht nur noch tiefer in den Sumpf. Und so nutzte zuletzt auch Bürgermeister Klaus Wedemeier seinen Innensenator als bevorzugte Adressse für öffentliche Kopfnüsse. Unsere Prognose: Keine Chance.
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„Jemand anderes hätte das auch nicht besser hingekriegt“, soll Bürgermeister Klaus Wedemeier vor kurzen die Sozialsenatorin Sabine Uhl intern getröstet haben. Das mag angesichst der personellen Lage der SPD ja sogar stimmen, doch den Eindruck, daß die nach langer Wartezeit zur Sozialsenatorin beförderte das von Scherf hinterlassene Chaos in der Sozialbehörde in Produktivität umgewandelt hätte, diesen Eindruck konnte sie nie vermitteln. Immerhin kämpfte sie um ihr Kindergartenprogramm, auch wenn Bürgermeister und Finanzsenator sie dafür öffentlich auflaufen ließen. Unsere Prognose: Angesichts fehlender Konkurrentin nicht ganz hoffnungslos.
Der starke Mann im Haus des Reichs hat sich in letzter Zeit ziemlich ins Abseits manövriert. Weil Wedemeier Grobi wegen dessen anstrengenden Diskussionsstils nicht in die Verhandlungsdelegation der SPD aufnahm, zeigte sich Claus Grobecker als beleidigte Leberwurst und schrieb alberne Briefe. Andererseits: Wer sonst, als der Mann mit den lauten Manieren kann mit dem Skalpell im Haushalt herumschneiden. Unsere Prognose: Nicht resozialisierungsfähig und gerade deshalb fast unentbehrlich.
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Er hatte einen so schönen Job: Überall auf der Welt konnte er bei Speis und Trank für Bremens Häfen werben, für's Alltagsgeschäft war die Bremer Lagerhausgesellschaft zuständig. Doch da verhedderte sich die Kollegin von der Umwelt in Sachen Bau und schon hatte Konrad Kunick 1988 das undankbare Bauressort an der Backe. Der Spagat zwischen Weltwirtschaft auf der einen und Kongreßzentrum und weißen Strichen ging so gründlich schief, daß es den wackeren Arbeiter letzlich in der Mitte zerriß. Unser Tip: Rücke zur Seite auf das Feld SPD-Vorsitzender.
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Erst war sie richtig traurig, inzwischen macht sie drei Kreuze. Keine Frage, wenn Eva-Maria Lemke-Schulte die Zuständigkeit für das Bau-Unwesen behalten hätte, dann wäre auch sie tief gefallen. So aber konnte sie manch schönes Naturschutzgebiet einweihen. Und daß bei all dem das mit der Müllvermeidung nicht so recht voranging — da wollen wir doch nicht so beckmesserisch sein. Da die Grünen sich lieber mit Bau-und Verkehr herumschlagen wollen, statt in der Natur auf Leitern zu steigen, kann die Prognose nur lauten: Weiter geht's.
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An ihm scheiden sich die Geister. Die einen halten den Juristen für die intellektuelle Stütze des Senats, andere brechen nur in Stöhnen aus und sagen: „Der Herr nervt.“ Unstrittig ist, daß Volker Kröning sein Ressort gut im Griff hatte, aber auch im Innenressort galt er bis 1987 als prima Senator und wurde trotzdem strafversetzt. Und unbestritten ist auch, daß Kröning den Präsidenten des Senats mit seinem dozierenden Diskussionsstil heftig auf den Geist geht. Unser Prognose: Sicherer Platz auf einer noch zu bauenden Ersatzbank.
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Bremens dienstältester Senator: Finanzen, Soziales, Jugend, Sport, Gesundheit, Bildung, Wissenschaft, Kunst hat er schon gemacht und Bürgermeister ist er obendrein. Und nun? Sein Ressort will er in Gänze behalten, aber zwei Teile wollen die Grünen. Wenn er Justiz, Verfassung und Bundesangelegenheiten machen soll, dann will er lieber gar nicht mehr. Quo vadis, HenningScherf?Unsere Prognose: ?????
hbk
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