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Berg-Karabach: Atempause

Moskau (ap/taz) — Im brandgefährlich zugespitzten Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan um die armenische Enklave Berg-Karabach hat sich Präsident Gorbatschow erfolgreich als Feuerwehrmann betätigt. Die Präsidenten der beiden Republiken, Lew Ter-Petrossjan und Ajas Mutalibow, folgten seiner Einladung zu einer Sitzung des Staatsrats, des höchsten Interimsorgans der Nicht-mehr-UdSSR bzw. Noch- nicht-USS. Sie unterzeichneten eine Entschließung, die direkte Verhandlungen zwischen den Regierungen der beiden Republiken vorsieht. In dem Dokument wird die friedliche Beilegung des Streits vereinbart, auf dem Weg dorthin soll eine Waffenruhe ausgehandelt und „Pufferzonen“ an den Grenzen von Berg-Karabach eingerichtet werden.

Aserbaidschans Präsident Mutalibow sagte anschließend vor Journalisten, es herrsche Übereinstimmung, daß der Konflikt „zwischen zwei Nationen“ nur durch einen konstruktiven politischen Dialog beigelegt werden könne. Er und Ter-Petrossjan seien sich einig, daß bilaterale Verhandlungen aufgenommen würden: „Wir haben vor, uns zu treffen, und werden direkt zusammenarbeiten.“ Der armenische Präsident sagte im sowjetischen Fernsehen, binnen einer Woche sollten sich Delegationen beider Seiten treffen, und noch vor Ende des Jahres sollten die Verhandlungen auf der Ebene der Präsidenten aufgenommen werden. Armenien hat sich mit der Stationierung von Truppen des sowjetischen Innenministeriums in Berg-Karabach einverstanden erklärt. In der Enklave ist außerdem eine Volksabstimmung über den zukünftigen Status des Landes in Vorbereitung. Ter- Petrossjan wird angesichts der hochgeputschten Emotionen Schwierigkeiten haben, gegenüber der eigenen Bevölkerung eine Verhandlungslösung durchzusetzen.

Der gleichen Aufgabe sieht sich jetzt Aserbaidschans Präsident Mutalibow gegenüber. Er muß mit dem einstimmigen Beschluß des Parlaments in Baku fertigwerden, der kurzerhand die Autonomie Berg-Karabachs liquidierte. Der aserische Präsident steht unter starkem Druck einer radikal-nationalistischen Opposition, die den Absturz eines Hubschraubers mit hochrangigen Vermittlern an Bord über dem Luftraum Nagorny-Karabachs armenischen Freischärlern anlastet.

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