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Wie hätten Sie's denn gerne?

■ Marktforscher und ihre Suche nach der kritischen VerbraucherIn / Zeiten ändern sich

In der Sögestraße trifft man sie regelmäßig — die Nervensägen mit Fragebogen und gespitztem Bleistift. MarktforscherInnen. Zu Kaffee, Sekt, Werbespots und Automarken. Forschen Schritts, mit dem typisch lauernden Blick, der so gar nicht zu dem meist harmlosen Lächeln passen will. „Rauchen Sie? — Nein? Dann Entschuldigung.“ Die abwiegelnden Worte sind kaum noch zu hören, das Lächeln verschwindet, und schon steht frau, zur Unbedeutsamkeit verdammt, wieder allein inmitten der KonsumentInnenströme in der Fußgängerzone. Da hat sie sich nun mühsam zur Nichtraucherin vorgekämpft, den qualmenden KollegInnen im Büro den Fehde-Handschuh hingeworfen und wittert gerade eine Chance, nun endlich mal in Richtung Tabakindustrie zu wettern. Aber für bewußte Nicht-Konsumenten hat die Marktforschung taube Ohren.

Auch als „das Edle“ im Image einer französischen Kosmetikserie auf der Straße erfragt werden sollte, gab es für kritische Verbrauchermeinungen keinen Platz in den Fragebögen: Daß jenes „edle“ Produkt, besonders seine kostenlosen Kostproben, in einem Wust von Verpackungsmaterial versteckt war, wollten die Produzenten nicht hören.

Doch eine Bremer Firma geht jetzt den umgekehrten Weg. Sie holte sich kritische Verbraucherinnen an den grünen Tisch, bevor sie neue Wege geht - JournalistInnen, Umweltbehörde, Verbraucherzentrale. Soll bzw. kann man umweltfreundliche Verpackung zur Marketingstrategie machen? Hat in dem Labyrinth aus Öko-Bio-Light-Produkten eine Verpackung mit positiver Öko-Bilanz überhaupt eine Chance, an Hochglanz-Qualitäten vorbei in die Baumwollbeutel zu purzeln?

Was denken die neuen KonsumentInnen wirklich? Sind sie so, wie ihre Medien sie bedienen? Da sitzen nun die Marketing-Experten und hören von ihren künftigen Kritikern nichts anderes, als von ihren anderen Probanden auch. Im Supermarkt sind wir alle gleich. Oder nicht? Birgitt Rambalski

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