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Schöner leben: Die Weihnachtsfrage

■ Die Kosten der Passage durchs Weihnachtsör

C. Ist nach eigenen Worten Single, solange er denken kann, trägt Ohrring und Seidenslips, liebt Squash und will schlank bleiben. Heiligabend tröstet er seine alte Mutter und frißt für drei. R. Leitet einen Frauenbuchladen in der Provinz, blickt auf 12 Jahre Wohngemeinschafts-Erfahrung zurück und überlebt Weihnachten im Kreis ausgesuchter Freundinnen. Mit dem Anzünden der ersten Kerze stürzen ihr die Tränen aus den Augen. H. Und K. Kaufen mit Rücksicht auf den Kleinen diesmal zum ersten Mal einen Christbaum.

Auf dem Weg ins neue Jahr ist Weihnachten das Ör, durch das alle müssen, eine jener klassisch krisenhaften Passagen, die, wie die Ethnologie lehrt, beschworen und abgefedert werden durch Unmengen von Riten und rituellen Gesten. Wer den vorgeschriebenen Weg geht, hat's leichter. Die hochgradig rituelle Besetzung der Weihnachts-Passage soll hier nicht wieder mit Konsumorgien und Suizidraten belegt werden. Doch denken wir an jene Outdrops, die noch nicht wissen, was sie Heiligabend tun. Dabei ist die Frage nie, ob man, sondern was man tut. Wer wagt, die Weihnachtsfrage offen mit einem „weiß nicht“ zu beantworten, löst bestenfalls Mitleidswellen aus.

Es ist eben kein Zufall, daß bei Aldi ab Ende Juli Domonosteine im Regal liegen: Der gewiefte Passagier hat spätestens dann sein Fest unter Dach und Fach. Ob bei Muttern in Nienburg, im dänischen Sturm oder auf Gomera. Oder auf irgendeiner Intensivstation. Als Nachtwache. Burkhard Straßmann

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