piwik no script img

Vom Nachttisch geräumt: Farbiger Abglanz

Eine Fundgrube kann man den Prachtband nicht nennen. Grube weckt viel zu finstere Assoziationen. Gerhard Trumlers Fotos geben das Grün der Wiesen so strahlend und das habsburgische Ocker der Prachtbauten so leuchtend, daß man nicht auf Grube kommen würde. Nur, die Pracht war jahrzehntelang im großen schwarzen Loch des real existierenden Sozialismus verschwunden. Ein paar Unverdrossene, die sich nicht abstoßen ließen von der Visumsteherei, von den Auflagen bei Devisen, Übernachtung etc. etc., haben den alten Besitz der Festetics' — Schloß Keszthely am Plattensee — mit seiner wunderschönen Bibliothek oder den Wasserpalais von Lazienki bei Warschau schon gesehen.

Für die anderen ist Die schönsten Schlösser und Herrensitze in Osteuropa ein Führer zu unbekannten, ja ungeahnten architektonischen Kostbarkeiten in Ungarn, Polen und der Tschechoslowakei. Ich werde den Band benutzen und freue mich schon auf die Fahrt nach Schloß Esterháza, dem prächtigsten ungarischen Bau. So schreibt jedenfalls Michael Pratt. Dessen Erläuterungen muß ich glauben, weil ich keine Ahnung habe. Denn noch habe ich keines der Gebäude gesehen. Aber ich bin sicher, jeder zweite, der das Buch in der Hand hatte, wird so animiert davon, daß er die ersten Sonnenstrahlen des Jahres '92 nutzen wird, um die alten Landsitze höchstpersönlich in Augenschein zu nehmen.

Pratt/Trumler: Die schönsten Schlösser und Herrensitze in Osteuropa — Tschechoslowakei, Ungarn, Polen. Heyne-Verlag, 380 S., weit über 300 Farb- und viele S/W- Abbildungen, 198 DM.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen