"Ich bin keine Feministin"

■ Sabine Uhl, Bremens erste Frauensenatorin in spe über ihr frauenpolitisches Engagement

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das Frauenfoto

„Ich möchte die Einmischerin sein“Foto: S. Heddinga

taz: Wann haben Sie davon erfahren, daß Sie Senatorin für Frauen und Arbeit werden sollen?

Sabine Uhl: Freitag nacht.

Sind Sie glücklich mit diesem neuen Amt?

Ich stell mir das sehr spannend vor.

Es hat vor der Senatsbildung eine große Frauenrunde gegeben, die gefordert hat, daß die neue Frauensenatorin „frauenpolitisch ausgewiesen“ sein soll. Sind Sie da die Richtige?

Das kann ich nicht beurteilen, ob ich aus Sicht dieser Runde die Richtige bin. Der Landesvorstand hat zumindestens gemeint, daß er mir das zutraut, daß ich mir da durchaus Kompetenz aneignen kann.

Wo war in den vergangenen vier Jahren Ihr frauenpolitisches Engagement?

Also, das war, glaube ich, reichlich stark. Es war nicht ausgeprägt, ausdrücklich nur für Frauen etwas zu machen, sondern ich habe im Ressort Jugend und Soziales für Frauen als Mütter oder für Frauen, die erwerbslos sind eine ganze Menge gemacht. Ich gaube, man darf Frauenpolitik nicht nur verkürzt bringen auf das Stichwort „Frauenkulturförderung“. Frauenpolitik beinhaltet, die Lebenssituation von Frauen positiv zu verändern oder zu gestalten. Da ist gerade aus dem Ressort Soziales und Jugend eine ganze Menge passiert. Ich darf an den Familienbericht erinnern.

Aber eine Feministin sind Sie nicht?

Nee, bin ich nicht. Ich weiß auch gar nicht, ob das für dieses Ressort so dringend erforderlich ist.

Als Frauensenatorin kommen ja einige feministische Frauenprojekte auf Sie zu.

Ja, die finde ich spannend. Mein Vorschlag wäre, daß man nicht unbedingt sagt „feministisch“, sondern „anwaltlich für Frauen“. Ich bin keine Feministin, das trifft zu. Aber wenn ich mir mal vorstelle, welche Frauen was bewegt haben, dann waren sie nicht vorrangig Feministinnen, sie waren Frauen, die gesagt haben, wir möchten gerne mit Frauen für Frauen die Lebenssituationen von Frauen verändern.

Empfinden Sie Ihr neues Amt als Degradierung? Das Ressort hat ja wesentlich weniger Kompetenzen und eine geringere Ausstattung als Soziales.

Ich emfinde das nicht als Degradierung. Ich weiß auch nicht, warum man die Wichtigkeit eines Ressorts fast ausschließlich an der finanziellen Ausstattung festmachen muß. Ich finde, es gibt schon ausgesprochen gute Arbeitsansätze über die Zentralstelle. Jetzt geht es doch in der Diskussion um ein Ressort Frauen und Arbeit darum, wie man die beiderseits schon vorhandenen Ansätze viel stärker zusammenbringen kann. Das zweite, was in diesen Zusammenhang erforderlich ist, ist nicht, daß nun dieses Ressort alles, was irgendwie mit Frauen zu tun hat, auf sich zieht. Es ist doch auch die Frage, welche Einmischerfunktion traut sich dieses Ressort zu, in anderen Ressorts dafür zu sorgen, daß die Frauenbelange besonders deutlich herausgearbeitet werden.

Und diese Einmischerin wollen Sie sein?

Ja, die möchte ich gerne sein.

Wer wird Ihre Staatsrätin? Ursel Kerstein?

Darüber haben wir überhaupt noch nicht gesprochen, und das ist auch noch zu früh.

Fragen: Annemarie Struß-v.Poellnitz