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Die Lehre an der Uni muß in den TÜV

■ Die Lehr- und Studienkommission der FU fordert Kontrollen und Lehranreize für Professoren/ Sie veranstaltet seit Februar 1991 Anhörungen, um festzustellen, wo die Defizite in der Lehre sind

Dahlem. Für eine wirksame Kontrolle der Profs und studentische Evaluationen hat sich die Lehr- und Studienkommission (LSK) an der FU eingesetzt, die Konzepte zur Verbesserung der Lehre erarbeiten soll. »Profs werden für gute Forschung belohnt, nicht jedoch für gute Lehrveranstaltungen«, sagt Dieter Grühn, Angestellter im Referat »Förderung der Studienreform«. Sie hätten an der Uni Freiräume wie sonst niemand in anderen Berufen. Grühn plädiert dafür, daß wissenschaftliche Mitarbeiter sich in irgendeiner Weise mit didaktischen Fragen auseinandersetzen müssen. Ebenso sollen von StudentInnen erstellte Teilgutachten über die didaktischen Qualitäten eines Profs bei dessen Berufung mehr Gewicht bekommen.

»Wir wollen die Universität nicht pädagogisieren, es müßte jedoch ein Anreizsystem geschaffen werden, sowohl in materieller als auch immaterieller Hinsicht, damit gute Lehre belohnt wird«, betont auch Hans- Dieter Gelfert, Vorsitzender der LSK und Anglistik-Professor. So könne man beispielsweise Forschungssemester nach Leistung in Forschung und Lehre vergeben. Das Psychologische Institut (PI) sei ein gutes Beispiel. Dort hätten alle Professoren auf ihre studentischen Hilfskräfte verzichtet, die heute als TutorInnen studentische Kurse für StudentInnen anböten. Die Kurse seien zwar extrem überbelastet, er konnte bei Anhörungen jedoch feststellen, daß die StudentInnen in hohem Maße zufrieden seien.

Seit Februar 1991 hat die LSK ProfessorInnen, wissenschaftliche MitarbeiterInnen und StudentInnen von 22 Studienfächern eingeladen, die über die Situation an ihren Fachbereichen und in der Lehre berichten sollten. Die Anhörungen hat die Kommission vor rund zwei Wochen beendet. Grühn hofft, daß bis zum Semesterende auch die Ergebnisse ausgearbeitet sind und dem Akademischen Senat vorgelegt werden können. »Ein immer wiederkehrendes Problem ist, daß sich die Studierenden zu Anfang ihres Studiums schlecht beraten und betreut fühlen«, berichtet Grühn. Einführungsveranstaltungen werden von den Studierenden als nicht hilfreich empfunden. »Bei den Philosophen fehlt beispielsweise eine einführende Überblicksvorlesung gänzlich«, sagt Grühn.

Die LSK will die Probleme in die Fachbereiche tragen, damit sich DozentInnen und StudentInnen zusammen Gedanken machen können, wie die Lehre zu verbessern sei. Eine Möglichkeit, die Diskussion anzuheizen sei, daß die StudentInnen von sich aus Evaluierungen durchführen. Dabei sollten sie aber nicht Ranglisten der Professoren erstellen, sondern die Lehre »in den TÜV schicken.«

Weitere Überlegungen der LSK sehen vor, daß die Fachbereiche künftig alle zwei Jahre einen Bericht über ihre Situation vorlegen sollen. Um den vielen Studienausstiegen und den langen Studienzeiten vorzubeugen ist Gelfert für die Anerkennung der Zwischenprüfung oder des Vordiploms als Abschluß, als sogenanntes Baccalaureus. sl

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