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Tips zum Totlachen

Man muß kein Mitglied im Tierschutzverein sein, um sich durch diese Schlagzeile der Nordsee-Zeitung aus Bremerhaven meerumschlungen irritiert zu sehen: „Katze Bauch aufgeschnitten — Polizei vermutet Tierquälerei“. Offen gesagt — ich auch!

Der längste Christstollen der Welt wird morgen in Grasberg angeschnitten — zum höheren Ruhm der Bäckerinnung im Guiness-Buch der Rekorde und zu Nutz' und Frommen leukämiekranker Kinder in Bremer Kliniken. Der Wirt einer Waller Kneipe aber zahlt eine Mark ins Schiffchen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger für jeden Pickel, den er einem Gast ausdrücken darf.

Wer diese Zeilen bei ungeliebter Arbeit im ungeliebten Büro eines ungeliebten Chefs liest und freien Zugang zur Amtsleitung des Firmentelefons hat, dem empfehle ich einen Anruf bei der JOKELINE in Hongkong unter Nummer OO852/1722OO6. Unter diesem Anschluß erzählt ein metallisch scheppernder Humorist Witze am laufenden Tonband . Nun mag man über die Qualität der schlichtgestrickten Jokes geteilter Meinung sein — zum Totlachen aber ist ganz bestimmt die Vorstellung vom Nervenzusammenbruch des Chefs beim Blick in die Telefonrechnung: Das fernöstliche Scherzvergnügen kostet für 3O Sekunden 156 Pfennige und ist damit bestens geeignet, als Revanchefoul für unangemessen niedrige Tarifabschlüsse. Viel Spaß — und lassen Sie die Kollegen doch bitte auch mal reinhören!

Jacobs-Kaffee will jetzt die Herzen sprechen lassen — von Mensch zu Mensch und direkt durch die Bohne: Zum 3. Adventswochenende laden Krönung und Milkakuh zum Besuch Moskauer Patenfamilien ein. Frau Sommer war schon da und ganz begeistert. Keine Angst vor Kohlsuppe: Die Bremer Kaffeeröster geben einen Besuch bei der MäcDonald's-Filiale am Roten Platz aus und Spitzenqualitäten Kaviar sind laut Kursnotierung in der Welt am Sonntag derzeit für 25O Rubel bzw. vier bis acht Mark auf dem schwarzen Markt zu haben. Kiloweise, wohlgemerkt. Das Sonntagsblatt für Lodenmantelträger und Uraltlavendel-Userinnen brachte die Information unter dem schönen Titel „Noch eine gute Nachricht zum Ende des Sozialismus“. Wohl bekomm' s!

Der Bremer Philologenverband (gez.Voigt) war schon immer im dummdreisten Bereich der nach oben offenen Trottelskala angesiedelt. Und jetzt begrüßt er auch noch die FDP-Initiative für feine neue Gymnasien mit unter anderem diesen Satz: „Wie fadenscheinig ihre Argumentation ist, zeigt die Tatsache, daß die Wiedereröffnung von Gymnasien nicht nur kein Geld kostet, sondern allein schon durch den Wegfall von Pendelermäßigung für Unterricht an mehreren Orten Geld sparen hilft.“ Das gesparte Geld könnte man vielleicht für einen Aufsatzwettbewerb bremischer Philologen nutzen. Das gibt Arbeitsmaterial auf Jahre für die sprachkritische Auseinandersetzung mit gez. Voigt und anderen Akrobaten auf dem Schlappseil zwischen Form und Inhalt.

Zum Nikolaus jedem Mädel, jedem Buben einen vollen Stiefel! Und wer heute in der GaDeWe beim Kabarett der Literarischen Gewalttätigkeiten ein Gedicht aufsagt, bekommt noch eine Extraladung Pfeffernüsse. Versprochen ist versprochen!

Ulrich Reineking-Drügemöller

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