: Musik & Altmetall
■ „The Dry Halleys“ und Kunst-Einheit mit anderen
Das Bremer Musikquartett The Dry Halleys versuchte sich am Mittwoch am schwierigen selbstgestellten Anspruch „Einheit der Künste“ im Lagerhaus Schildstraße: „Eine wirklich interdisziplinäre Zusammenarbeit..., die über das Nebeneinander der Bereiche hinausgeht und eine neue, gemeinsame Ausdrucksform sucht“. Ein Konzert zu geben, ist für sich genommen gar nicht so leicht, aber ein solches sinnvoll mit anderen Kunstformen zu verbinden, noch schwieriger.
Der auf dem Boden liegende Gitarrist Spiral I alias Peter Apel begann den Abend mit kreischenden Saitenklängen. Alsbald begab er sich zu seinen Mitspielern der Halleys auf die Bühne, um mit rockigen Mustern den perkussiven Sound der Gruppe zu unterstützen. Die Ausleuchtung betonte noch die sinistre Stimmung, besonders als ein gaze-artiger Vorhang vor dem Bühnenrand als Videoleinwand den Blick auf's Ensemble verschleierte. Darauf liefen bewegte Bilder des Bremer Filmers Günter Walbrecht.
Mit Einfällen geizte die Projektgruppe, die sich einem Gesamtkunstwerk angemessen V.Halleyistischer Weltkongress nannte, wirklich nicht. Carmen Rita Maria steuerte zur düsteren Musik expressionistische, wenn auch nicht gerade spektakuläre Tanzeinlagen bei. Dem Lyriker Felix Esterhazy gebührte danach der Lachpreis des Abends. Während die Tänzerin sich mit Wasser aus einer Waschschale benetzte, sprach er so bedeutungsschwere Fragmente wie „eine zweimal geborene Gebärerin“ und „dort, wo die Würstchen hausen“.
Vor der Bühne erfreuten zwei Altmetall-Skulpturen dauerhaft das Auge. Eine feminine Figur mit rundem Kugelkopf, runden Zahnrädern als Wirbelsäule und zylinderartigen Bein-Röhren bildete den Kontrapunkt zur männlichen Figur. Sie, etwas gnomig, mit Hinterrad-Ritzeln als Augen und einem Auspuff-Korpus, stellte die Männlichkeit dar, wie sie häufig vorkommt. Häßlich.
Die einzelnen Bestandteile des Abends waren sehr unterhaltsam, zuweilen sogar spannend. Doch für ein Gesamtkunstwerk fehlte das verbindende und allumfassende Moment. Aber vielleicht läßt sich das entwickeln, Ansätze gab's. J.F.
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