: Sozialsenatorin wirbt für Whopper
■ Werbegag einer Fast-Food-Filiale: Spende für leukämiekranke Kinder
Höhepunkt und krönender Abschluß einer Karriere als Sozial- Senatorin: Sabine Uhl fungierte gestern an einem ihrer letzten Amtstage bei Soziales als leibhaftiger Werbespot bei der Eröffnung eines neuen Hamburger-Restaurantes in der Bremer Innenstadt. Und auch der Bremer „Elternverein Leukämie- und Tumorkranker Kinder“ war Teil des ausgeklügelten Werbekonzeptes: Ein Münchner Fast-Food-Konzern überreichte zur Eröffnung seines ersten Restaurants in Bremen eine gewisse Summe Geldes als Spende.
Die Sozialsenatorin und der Elternverein waren wohlgemerkt nur ein Teil des wohlausgedachten Maßnahmebündels zur Eröffnung des Hamburger-Grills auf der Hutfilterstraße.
Da war zunächst die zeitgeistmäßige Inneneinrichtung. Das Interieur ist in hellen Farben gehalten, die Stühle tragen türkisfarbene Überzüge, die Abzugrohre sind rosa gestrichen. Licht durchflutet den Tempel der „Whopper“ (Hamburger) durch das Glasdach, an den Wänden hängen dreieckige Lampen und Poster, auf denen geometrische Darstellungen an Kunst erinnern. Die gebogenen Tische sind asymmetrisch im Raum verteilt.
Der Marketing-Direktor stellte seinen Konzern nicht als Investor, Käufer oder Arbeitgeber vor, sondern als „Gast“. Als Gast in Bremen. Und wie für Gäste üblich hat er auch ein „Gastgeschenk“ dabei: den Scheck für den Elternverein der leukämiekranken Kinder.
Als der Konzern Sabine Uhl wegen der Spenden-Idee angerufen hat, „habe ich sofort zugegriffen“, sagt sie. „Es ist immer gut, wenn die Betroffenheit verstärkt wird, wenn die bremische Bevölkerung sieht, daß es schwierige Lebenssituationen gibt.“
Die Lage der Kinder in Bremen, die an Blutkrebs leiden, ist tatsächlich schwierig. Im öffentlichen Haushalt fehlt Geld. Aus Spenden finanziert der Elternverein zwei Krankenschwestern, was pro Jahr 130.000 Mark kostet. Auch medizinische Geräte bezahlen die engagierten Eltern zum Teil selbst.
Diese schwierige Situation hat sich der Münchner Hamburger- Konzern gestern etwas kosten lassen. Da konnten die Fast-Food- Chefs nicht „Nein“ sagen und mußten zum Portemonnaie greifen. Nachdem sie 2,5 Millionen in die Eröffnung der neuen Bremer Filiale gesteckt hatten, schenkten sie den leukämiekranken Kindern gestern einen Scheck über 2.500 Mark. Wie sagte der Marketing- Direktor? „Wir verkaufen nicht nur, wir sind ökologisch und sozial engagiert.“
Hannes Koch
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