: Wedemeier kämpft für Scherf
■ Kritik von Konrad Kunick zurückgewiesen / Aber keine Rücktrittsdrohung
„Ich bin getroffen, wenn ich lese: Unter diesem Präsidenten nicht mehr.“ Mit versteinerter Miene hatte Bürgermeister Klaus Wedemeier auf dem Parteitag des UB-Ost die taz-Dokumenation der Rede gelesen, mit dem der langjährige, loyale Weggefährte Konrad Kunick mit Wedemeiers Politik abgerechnet hatte. Dann trat er ans Rednerpult und gab Kunick Contra. Bei dem von Kunick kritiserten Beschluß, nur noch 300 Asylbewerber pro Monat zuzulassen, handele es sich um eine Senatsentscheidung. „Dies ist ein Kollegialorgan. Und dessen Beschlüsse hat man zu vertreten, auch wenn man vielleicht danach nicht mehr dazugehört.“ Auf die Kunick-Sorge, daß ein grüner Stadtentwicklungssenator Wohnungsbau blockieren könnte, antwortete Wedemeier: „Dies unterstellt, daß die Grünen nichts für Menschen in Not tun wollen. Dafür muß ich sie in Schutz nehmen.“
Auch zum Rücktritt Grobeckers äußerte sich Wedemeier: „Seine Lebensplanung sieht anders aus, als diese Legislaturperiode oder einen Teil davon im Senat zu verbringen“, bestätigte er dessen Karrierepläne außerhalb der Politik. Und zum Rauswurf Peter Sakuths: „Er hat sich einiges auch an ungerechter Kritik gefallen lassen müssen.“
Wedemeier erklärte, daß er auch nach auswärtigen Männern für den Senat gesucht habe. In der Situation Bremens sei es aber schwierig, eine Zusage zu erhalten. Er verwahrte sich gegen den Vorwurf, den Bremer Frauen nichts zuzutrauen. Er habe sich vor zwei Jahren mit den Vorschlägen Grotheer-Hüneke und Bringfriede Kahrs nicht durchsetzen können: „Das ist mir damals vom Landesvorstand aus der Hand geschlagen worden.“
Eine Bresche schlug Klaus Wedemeier für Bürgermeister Henning Scherf. „Ich war damals skeptisch, ob wir gut zusammenarbeiten können“, erinnerte Wedemeier an die Zeit, als er Präsident des Senats wurde. Scherf zum Bürgermeister zu machen, „das war damals nicht mein Wunsch.“ Nun habe er Scherf vieles zu verdanken. „Er war immer loyal zum Senat und zu mir. Auf diese Zusammenarbeit möchte ich nicht verzichten.“
Zu den Vorschlägen Sabine Uhl und Uwe Beckmeyer äußerte sich der Bürgermeister nicht. Wedemeier vermied es auch, seine politische Zukunft mit der SPD-Liste oder einzelnen Senatoren-KandidatInnen zu verknüfen. hbk
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