: Dumas will keine faulen Kompromiße
Paris (afp) - Der EG-Gipfel in Maastricht kann nach Auffassung des französischen Außenministers Roland Dumas als Erfolg angesehen werden, wenn dort die von Paris und Bonn gesteckten Ziele erreicht werden, selbst wenn die Entscheidung nicht von allen zwölf Partnern getragen wird. In einem Interview des französischen Rundfunks meinte Dumas am Freitag, die Voraussetzung für einen großen Erfolg sei natürlich ein einheitlicher Beschluß. „Aber wenn sich eine Mehrheit für die deutsch-französische Linie findet, wäre das auch schon ein Erfolg, wenn auch nur ein halber Erfolg.“ Frankreich lehne die von Großbritannien geforderte „Flexibilität“ nicht ab, sagte Dumas, doch dürfe die Folge davon nicht ein „aufgeweichtes und konsistenzloses“ Europa sein. „Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn wir zu siebt oder zu acht beginnen und beim Abschluß zwölf sind, vorausgesetzt, der Weg ist genau abgesteckt.“ Wenn das Projekt in Maastricht zu stark verwässert werde, würde Frankreich seine Unterschrift verweigern. „Maastricht soll ein Erfolg werden, “aber nicht um jeden Preis„, sagte Dumas in einem ebenfalls am Freitag veröffentlichten Interview der Zeitung “Liberation„. “Wenn das Projekt seines Inhalts beraubt wird, würden wir ganz Europa enttäuschen.„ Dumas widersprach der Ansicht, Frankreich wolle vor allem ein starkes Europa, um das wirtschaftlich mächtige Deutschland einzubinden. „Es macht keinen Sinn zu sagen, Frankreich spiele in der Gemeinschaft kein aufrichtiges Spiel, und tue alles, um ,Gulliver zu fesseln‘. Man müsse den Völkern vertrauen, und „ich glaube, daß die Deutschen beim Willen zum Bau der Gemeinschaft aufrichtig sind“, erklärte Dumas.
Der britische Außenminister Douglas Hurd verlangte von Frankreich in einem „Figaro“-Interview vom Freitag, auf die „substantiellen Zugeständnissen“ Londons in der Außen- und Verteidigungspolitik endlich „entsprechend“ zu reagieren. Über eine Wiederannäherung Frankreichs an die NATO würde er sich „freuen“, sagte Hurd. Er begrüße alles, was die Bindung einer gemeinsamen europäischen Verteidigung an die NATO bestärke.
Die EG-Staats- und Regierungschefs sollen bei ihrem Gipfeltreffen am Montag und Dienstag in Maastricht die aufkommenden rechtsextremen Tendenzen anprangern, forderte der niederländische Ministerpräsident und amtierende EG-Ratspräsident Ruud Lubbers in einem am Freitag bekanntgewordenen Brief an die Gipfelteilnehmer.
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