: Altlinker, deutscher Humor
■ »Die Männergruppe« ist so, wie sie ist, weil sie so singt — und singt, wie sie ist
Wenn vier Lehrer, ein Jurist und ein Ingenieur Kabarett machen, das sich »Die Männergruppe« nennt, ist Schlimmes zu erwarten. »Männer, Schicksale, Emotionen — ein Streifschuß durch die männliche Not« ist dann auch genauso gnadenlos platt wie Texte von Heinz-Rudolf Kunze (Lehrer!) oder Martin Buchholz (Lehrer!). Die Truppe von Hellmut Pätsch lernte sich im »Hanns-Eisler- Chor« kennen und trägt ihre Nummern musikalisch vor.
Songs von Weill, Mackeben, Keuder und Grothe werden lebendig interpretiert, da zeigt sich das Gesangssextett witzig: kein Wunder bei Texten wie Eisler, Schwenn oder Brecht. Die selbstgebastelten Texte grenzen jedoch an schwere Körperverletzung, da schlägt der Humor von Altlinken zu, die aus Protest gegen Mercedes-Benz einen dicken Volvo oder Citroen fahren. Momper soll aus einer Kiste geholt werden, Nagel baut Paläste, und die Steuern werden erhöht, bis es kracht.
Die Schmerzgrenze wird überschritten, wenn die Gruppe den Albers-Song Good bye Johnny umwerfend komisch in Good bye Honi umdichtet. Auch nicht sehr überzeugend wirkt es, wenn Hobbykünstler in der Gehaltsgruppe eines Lehrers oder Juristen gegen Profite und Dividenden polemisieren. Zwischen den Liedern werden Texte aus Zeitungen und Zeitschriften unkommentiert gelesen, Nachrichten über Giftgasfabriken in Libyen oder indianische Rituale von Männergruppen in den USA.
Das Publikum schluckt alles dankbar; wann sieht man schon einen Studienrat Arm in Arm mit einem Kollegen unbeholfene Tanzschritte ausführen? Und wenn dann noch bunte Kittelschürzen umgebunden werden, lustige Mützen schräg auf den Köpfen sitzen — ja, dann ist deutscher Humor in Vollendung angesagt!
»Der deutsche Mann ist so, wie er ist, weil er so singt« und andere aufheiternde Wahrheiten werden feilgeboten, »Von vor dem Krieg, hinein und raus«, von Kreuders Peter bis zu Kraus, von Bayreuth bis nach Liverpool, von Madrigal zum Rock 'n' Roll schäumt eine Welle von Ikea- Lyrik auf das zahlende Publikum; selbst das hilflose Herumgehampele eines Mathematikdozenten auf einem Hocker wird mit Lachanfällen honoriert. »Die Männergruppe« sollte dabei bleiben, was sie kann — musizieren. Selbst Lehrer sollten jedoch wissen: Nicht jeder, der die deutsche Sprache für den Alltagsgebrauch beherrscht, kann auch texten. Werner
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