piwik no script img

Wählerbetrug

Mit einem gerüttelt Maß an Bestürzung kommentieren wir das Abstimmungsergebnis der Grünen-Basis zu den Koalitionsverhandlungen als „... das darf doch wohl nicht wahr sein...“ Zentral scheint uns das Problem der Politikfähigkeit einer Opposition, die sich als Partei innerhalb der parlamentarischen Demokratie formiert hat. Die parlamentarische Demokratie verlangt die Bereitschaft und den Willen zur Übernahme politischer Verantwortung auch in der Regierungsposition. Daran geknüpft ist, Partialinteressen im Gesamt des Kräftespiels aller Parteien neu einzuschätzen und hierzu das bisher eher auf einzelne Punkte konzentrierte Denken in nun gestaltbarem, größerem Rahmen neu zu verankern. Daß die Basis nach sieben Wochen Verhandlung diesen Umdenkungsprozeß nicht vollzogen hat, ist die bittere Erkenntnis. Daß sie nun bereit ist, zuzulassen, daß die politische Kultur dieses Landes in eine völlig andere Richtung geht, macht dem Wahlerfolg der Grünen und die Denkzettelpolitik vieler mit der SPD-Politik der letzten Jahre Unzufriedener schon beinahe zu so etwas wie einen Wählerbetrug. Helga Krüger, Mechthild Oechsle, Gudrun Braemer, Claudia Born, Christian Erzberger, Fachbereich 11 Arbeits- und Bildungswissenschaften der Uni Bremen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen