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Sauer auf Schwarzer

■ Beatrice Millies: „Sie nimmt mir den Job weg“

Frankfurt (ap) — Mit Vorwürfen gegen den Hessischen Rundfunk (HR) und ihre Nachfolgerin Alice Schwarzer hat die Talkshow-Moderatorin Beatrice Millies auf die Beendigung ihres Vertrags für die Sendung Zeil um Zehn reagiert. „Sie nimmt einer Frau, nämlich mir, den Job weg, obwohl sie mehrere hat“, hielt Millies der Kölner Journalistin und Verlegerin vor und fügte hinzu: „Wo bleibt da die von ihr so beschworene weibliche Solidarität?“ Der Hessische Rundfunk hat den zum Jahresende auslaufenden Vertrag der Talkshow-Moderatorin nicht verlängert. Beatrice Millies hatte erst im April dieses Jahres die erste Zeil-um-Zehn-Moderatorin Beate Wedekind abgelöst.

„Die 38jährige Hamburgerin ist ein Neuling im TV-Geschäft“, erklärte der HR. Dies wird ihr jetzt zum Vorwurf gemacht. Millies habe in der Talkshow „zu sehr small talk“ gemacht, sagte Programmdirektor Hans-Werner Conrad am Freitag, fügte aber hinzu: „Es gibt durchaus Leute, die das gerne sehen.“ Die Freitagssendung sei mit ihr durchaus erfolgreich gewesen. Doch Frau Millies habe eine journalistische Grundhaltung bei der Moderation vermissen lassen.

Wenn die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer die Moderation am 17. Januar 1992 übernimmt, soll die Talkshow gleichwohl keinen „ganz strengen journalistischen Charakter“ erhalten, wie Conrad betonte, und keine „Hinrichtungsfragen“ geben. Nach den Einschaltquoten zu urteilen, scheint den ZuschauerInnen sowohl der Journalist Wolfgang Korruhn, der auch weiter im wöchentlichen Wechsel Zeil um Zehn moderiert, zu gefallen als auch die Juristin und PR-Frau Millies: Beide erreichen Einschaltquoten bis 13 Prozent und liegen damit von der Sehbeteiligung her gemeinsam mit der NDR-Talkshow an der Spitze.

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