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Engholm pfeift Klose zurück

■ SPD-Parteivorsitzender: Keine öffentliche Diskussion um den Kohl-Herausforderer, bitte!

Bonn (afp) — Engholm bat gestern seine Genossen, keine öffentliche Diskussion über den nächsten SPD- Kanzlerkandidaten zu führen. Damit kritisierte der SPD-Parteivorsitzende Björn Engholm indirekt Fraktionschef Hans-Ulrich Klose, der am Wochenende seine Lust auf den Posten des Kohl-Herausforderers kundgetan hatte. Wenn Engholm nicht antrete, wäre er zur Kandidatur bereit, hatte er in einem Illustrierteninterview gesagt. SPD-Geschäftsführer Karlheinz Blessing kolportierte den vorm Präsidiumssaal ausharrenden Journalisten, Engholm habe eine Debatte über den nächsten SPD-Kanzlerkandidaten als „überflüssige Diskussion“ bezeichnet, die auch denen nicht nütze, die selbst dafür im Gespräch seien. Klose hatte die Diskussion über den nächsten SPD-Kanzlerkandidaten mit der Bemerkung angeheizt, über den Herausforderer von Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) entscheide zwar Engholm; wenn ihn im übrigen aber jemand frage, ob er Lust habe: „Na klar habe ich Lust. Wer bin ich denn, daß ich nicht Lust hätte, gegen Kohl anzutreten?“ Im Präsidium habe Klose seine Meinung mit der „Eilbedürftigkeit“ der Kandidatenfrage erklärt, berichtete Blessing. Dieser Linie sei aber der Rest des Präsidiums nicht gefolgt. Engholm sei nicht gewillt, der Diskussion still zuzuschauen. Er werde sich „zur rechten Zeit“ darüber äußern, ob er gegen Kohl antrete oder nicht. Einen Zeitpunkt nannte er aber nicht, berichtete Blessing. Das „Gesetz des Handelns“ liege bei ihm, bekräftigte der schleswig-holsteinische Ministerpräsident.

Heute stehen den Genossen der Bundestagsfraktion weitere Kampfabstimmungen bevor. Zwar bewirbt sich um das Amt der ersten stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden allein Herta Däubler-Gmelin. Für die restlichen drei Stellvertreter-Posten aber gibt es großen Andrang. Auf der Bewerberliste stehen neben den Kandidaten des Fraktionsvorstands — Wolfgang Thierse, Rudolf Dreßler und Ingrid Matthäus-Maier — auch die beiden bisherigen stellvertretenden Fraktionschefs Harald Schäfer und Norbert Gansel. Die Verkleinerung der Fraktionsführung hatten die SPD-Abgeordneten vor einer Woche mit Zweidrittelmehrheit gebilligt.

Entgegen den Erwartungen schlug das SPD-Präsidium gestern noch keinen neuen Bundesschatzmeister vor. Laut Blessing soll die Entscheidung aber noch innerhalb dieser Woche in kleinerem Kreis fallen. Der SPD-Geschäftsführer begründete dies damit, daß einige Präsidiumsmitglieder — darunter Oskar Lafontaine und Johannes Rau — nicht an der Sitzung teilnehmen konnten. Bei der Klose-Nachfolge müßten vor allem fachliche Qualitäten und nicht „allgemein politische Kriterien“ oder das Geschlecht den Ausschlag geben, sagte Blessing.

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