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Der Umwelt zuliebe

■ Die Marathonläuferin Katrin Dörre verläßt Leipzig

Leipzig (dpa/taz) — Einen besonders raffinierten Grund fand die Marathonläuferin Katrin Dörre, ihrer Heimatstadt Leipzig den Rücken zu kehren und nach Hessen zu joggen. Im neuen Jahr wird die Olympiadritte von Seoul und WM- Dritte von Tokio für die LG Odenwald durch die Gegend laufen. Doch — man staunt — Geld spielt diesmal keine Rolle.

„Ich vertrage die Luft in Leipzig nicht, leide zumeist unter Atembeschwerden“, ließ Katrin Dörre vermelden. „Deshalb haben wir beim Angebot aus Odenwald auch nicht lange überlegt.“ Nach den Olympischen Spielen 1988 und der Geburt ihrer Tochter hatte Katrin Dörre ursprünglich das Laufen beenden wollen. Die neuen Reise-Möglichkeiten eröffneten ihr jedoch neue sportliche Perspektiven, und so bestritt sie 1990 in New York (trotz Atembeschwerden) wieder einen Marathonlauf. Ihre zweite Karriere fand bei der WM in Tokio mit dem Gewinn der Bronzemedaille ihren vorläufigen Höhepunkt.

Dieser dritte Platz widerlegt eigentlich selbst ihre Leistungsprobleme wegen Atemnot. Der Leipziger Mediziner Professor Siegfried Israel hat schon vor Jahren nachgewiesen, daß Langstreckenläufer nicht unter den Bedingungen industrieller Ballungsgebiete leiden müssen. Der zweifache Marathon- Olympiasieger Waldemar Cierpinski kommt aus Halle, „der schlimmsten Luft der DDR“. Auch in Japan wurde nach Untersuchungen festgestellt, daß Läufer im Ziel weniger Schadstoffe im Blut hatten als am Start. Insofern ist über die Rolle des Langstreckenlaufs als Umweltverschmutzer völlig neu nachzudenken.

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