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Wenn der Teufelsberg die Skifans ruft

■ Berliner Skifahrer träumen vom eigenen Schneeparadies mit Skilift und Schneekanone/ Umweltschützer skeptisch

Berlin. »Und hier noch eine Meldung für unsere Wintersportler: In den Hochlagen in und um Berlin sind die Schneeverhältnisse gut bis sehr gut, auf dem Teufelsberg sind die Lifte in Betrieb, die Loipen gespurt. Bitte benutzen Sie unbedingt öffentliche Verkehrsmittel. Vom Skiparkplatz Olympiastadion setzt die BVG wie jedes Wochenende einen kostenlosen Bus-Pendelverkehr zum Teufelsberg ein.«

Wenn es nach Hubertus Müller, Vorstandsmitglied des Skiverbandes Berlin ginge, könnte diese fiktive Meldung schon bald Realität sein. Was den meisten BerlinerInnen wohl eher wie ein Aprilscherz vorkommen mag, praktiziert der 44jährige auf dem Teufelsberg — mit 117 Metern die höchste Erhebung der Stadt — schon seit über 20 Jahren. An den wenigen Tagen, an denen die Witterungsverhältnisse eine Abfahrt zulassen, kann man die »Ski-Verrückten« Berlins den kurzen Hang herunterwedeln sehen. Manches Jahr können sogar Skikurse oder, wie im letzten Winter, die Berliner Meisterschaften auf dem Teufelsberg ausgetragen werden.

Doch ob Skikursler, Freizeitfahrer oder Rennläufer — das eigentliche Problem stellt sich den Wintersportlern meistens erst am Ende der Abfahrt, wenn es darum geht, wie der beschwerliche Aufstieg bewältigt wird. Da müssen dann die Bretter geschultert und die Zähne zusammengebissen werden, der Berg will zu Fuß bezwungen sein. Weil aber mittlerweile fast niemand mehr bereit ist, für die Abfahrt von einer Minute einen zehnminütigen Fußmarsch in Kauf zu nehmen, setzt sich Hubertus Müller, Vater von fünf Kindern, schon seit geraumer Zeit für die Errichtung eines Skilifts ein: »In den sechziger Jahren hatten wir hier ja einen Skilift. Die Amerikaner haben dann aber signalisiert, daß er angeblich ihre Radaranlagen stören würde.«

Durch die veränderte politische Situation in Berlin nach der Vereinigung und dem damit verbundenen Abzug der Alliierten sieht Hubertus Müller nun keinen Grund mehr, der gegen einen Skilift am Teufelsberg sprechen würde. Doch damit nicht genug. Der begeisterte Skifahrer und ehemalige Skilehrer im Bundeslehrteam des Deutschen Skiverbandes hofft auf die Verwirklichung einer persönlichen Vision: »Man könnte auf dem Hang eine gute Unterlage mit dem Abraum der Eisbahnen schaffen. Mit ein wenig Kunstschnee aus Schneekanonen hätte man eine ausreichende Schneedecke, auf der dann vier bis acht Wochen im Jahr Skibetrieb stattfinden könnte.«

Der Traum von Müller ist für Marie-Luise Büchner, Mitarbeiterin beim Öko-Werk Teufelssee, eher ein Alptraum. Schon der Skilanglauf müsse kritisch beurteilt werden, da die Pflanzenwelt geschädigt und die Tiere des Waldes durch die Sportler gestört würden. Was jedoch den Abfahrtsskisport betreffe, könne es ihrer Meinung nach überhaupt kein Entgegenkommen geben, die Folgen des alpinen Skifahrens wären mittlerweile wohl hinlänglich bekannt.

Auch Marc Zietz, Vertreter des Landesforstamtes Berlin, sieht Skilift und Kunstschnee am Teufelsberg eher als Vision denn als baldige Realität. »Das Vorhaben muß erstens mit dem Landeswaldgesetz in Einklang zu bringen sein, zweitens liegt ein Landschaftschutzgebiet in der Nähe. Ohne genauere Details zu kennen, erscheint mir die ganze Angelegenheit nicht sonderlich umweltverträglich«, zeigt sich Zietz von dem Vorhaben nicht gerade begeistert.

Den Vorwurf der Umweltschädigung läßt Hubertus Müller jedoch nicht gelten: »Wir haben in Berlin eine starke Konzentration von Skifahrern. Wenn die alle ins Umland fahren müssen, im ihren Sport zu praktizieren, wird Verkehr produziert. Das ist ja wohl auch nicht im Sinne der Ökologie.«

Er will vor allem an eine alte Tradition anknüpfen: »Der Skisport besteht in Berlin seit über 100 Jahren. Die ersten Skier Deutschlands wurden in Berlin produziert. Der Skihang Teufelsberg ist in den sechziger Jahren gezielt als Sport- und Freizeitzentrum geplant worden, anstatt der Radaranlagen der Amerikaner war ursprünglich ein Restaurationsbetrieb vorgesehen. Viele Naturschützer sind einfach über die historische Entwicklung überhaupt nicht informiert.«

Arnold Krämer von der unteren Naturschutzbehörde im Bezirksamt Wilmersdorf kennt die historische Entwicklung. Seit dem Slalom- Weltcup im Dezember 1986 am Teufelsberg weiß er aber auch um die Gefahren des alpinen Skisports in Berlin. Aufgrund des Skirennens kam es in der Umgebung des Teufelsbergs zu großen Umweltschäden, weil, so Arnold Krämer, »viele Auflagen der Umweltbehörde nicht eingehalten wurden«.

Die Erfahrungen dieses Ereignisses haben ihm gezeigt, daß er »so etwas nie wieder will«. Auch jenseits von Großveranstaltungen kann er sich Skilift und Schneekanone auf dem Teufelsberg nicht vorstellen: »Ich denke, daß der normale Skisport durch Vereinsangehörige und die Allgemeinheit durchführbar ist, aber es geht auf keinen Fall, daß hier so etwas wie eine richtige Skipiste, vergleichbar mit den Alpen, aufgebaut wird. Das kann nicht sein auf einem Gelände, daß schon jetzt durch Übernutzung erheblich erosionsgefährdet ist.« Dominik Vischer

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