Deutsche Wertarbeit im Irak

■ Internationale Atomenergiebehörde legte Liste von Firmen vor, deren Produkte für das Atomprogramm des Irak genutzt wurden/ Deutsche Firmen prominent vertreten

New York (ap) — Der Irak hat sich nach Angaben aus UNO-Kreisen bei seinem geheimen Atomprogramm deutscher, Schweizer und amerikanischer Technologie bedient. Dies gehe aus einer Liste der in Wien ansässigen Atomenergiebehörde (IAEO) hervor, die am Mittwoch der UNO-Sonderkommission zur Überwachung der Zerstörung irakischer Massenvernichtungswaffen zugeleitet wurde.

Aus der Umgebung der Kommission verlautete, die brisanteste Technologie, die der Irak für den angestrebten Bau einer Atombombe verwendet habe, stamme von deutschen Unternehmen.

IAEA-Sprecher Hans Meyer erklärte dazu allerdings in Wien, daß der Nachweis von Technik der genannten Firmen im Irak nicht „notwendigerweise bedeuten“ müsse, daß die Hersteller auch die Lieferanten waren. Er betonte, daß etliche der Geräte vielen Verwendungszwecken dienen könnten. Sie würden auch außerhalb der Atomindustrie eingesetzt.

UNO-Beamten zufolge haben IAEA-Mitarbeiter in Bagdad Unterlagen sichergestellt, die belegten, daß der Irak für die Herstellung von Zentrifugen zur Urananreicherung Technologie von folgenden deutschen Firmen benutzte:

—Degussa (Oxidationsbrennöfen)

—Neue Magdeburger Werkzeugmaschinenfabrik GmbH

(computergesteuerte Drehbän-

ke),

—Schenk Werkzeug- und Maschinenbau (Amplitudenmeßgeräte)

—Dr. Reutlinger und Söhne KG (Auswuchtmaschinen)

—Maschinenbau und Technikhandel in Dieburg

—Leybold Vacuum Products Inc. Dies ist eine amerikanische Tochterfirma der Hanauer Leybold AG (Geräte für die Elektronenstrahlschweißung)

Die Firma Leybold veröffentlichte dazu in Hanau bereits eine Erklärung, wonach ihr US-Tochterunternehmen im Jahre 1987 eine Ausfuhrgenehmigung des US-Handelsministeriums für ein Elektronenstrahlschweißgerät nach Irak für „bestimmte militärische Anwendungen“ erhalten habe.

In der IAEO-Liste werden den Angaben zufolge auch die beiden Schweizer Firmen Acomel GmbH und Asea Brown Boveri genannt. Von dem amerikanischen Chemiekonzern DuPont stamme ein Spezialöl, das bei Vakuumpumpen Verwendung findet.

UNO-Inspekteure berichteten am Mittwoch weiter, sie hätten in der nordirakischen Stadt Mosul eine als Zuckerfabrik getarnte Chemiewaffen-Produktionsstätte entdeckt. Das Tarnobjekt sei im Golfkrieg der Bombardierung durch alliierte Flugzeuge entgangen und deshalb unbeschädigt gewesen.