piwik no script img

Ajax blieb sauber

■ Ajax Amsterdam schlug Osasuna Pamplona 1:0 und erreichte unbesiegt das Viertelfinale des UEFA-Cups

Düsseldorf (taz) — Bereits bei der Annäherung an das Düsseldorfer Rheinstadion fielen die vielen Autos und Busse mit den orangefarbenen Nummernschildern auf. Auf dem gebührenpflichtigen Parkplatz und an den Kassenhäuschen wurden holländische Gulden neben einheimischer Währung wohlwollend akzeptiert, denn schließlich war das alles bereits so etwas wie mittwochabendliche Normalität geworden. Zwar nicht im wöchentlichen Turnus, aber seit dem 18.September dieses Jahres immerhin schon zum dritten und damit letzten Mal hatten Tausende Supporter des niederländischen Rekordmeisters Ajax Amsterdam die 250 Kilometer nach Düsseldorf auf sich genommen, um ihrem Team im Kampf um den UEFA-Cup beizustehen.

Ein Jahr lang war Ajax von der europäischen Fußballbühne verbannt worden. Folge eines Eisenstangenwurfes auf den Platz beim Rück- und Heimspiel der ersten Runde des UEFA-Cups 1989 gegen Austria Wien. Neben der sofortigen Disqualifikation der Mannschaft dekritierte die UEFA, daß Ajax seine nächsten drei Europacup-Heimspiele nach Ablauf der Sperre mindestens 100 Kilometer entfernt von Amsterdam auszutragen habe. Rotterdam und Den Haag waren zu nah, so kam das Düsseldorfer Rheinstadion zu Europacup-Ehren.

Nachdem die schwedische Mannschaft von Örebro FK und der wackere Tabellenletzte der zweiten Bundesliga, Rot-Weiß Erfurt, in den ersten beiden Runden des UEFA-Cups mit 3:0 besiegt worden waren, stellte sich nun mit dem Club Atletico Osasuna aus Pamplona ein ganz anderes Kaliber vor. Zwar hatte Ajax das Hinspiel im Baskenland durch ein Tor seines Stürmers Dennis Bergkamp mit 1:0 für sich entscheiden können, aber spätestens seit Osasunas erfolgreichem Auswärtsauftritt der letzten Runde beim VfB Stuttgart wußte auch Ajax-Trainer Louis van Graal um die Schwere der Aufgabe.

Leichter wurde das Ganze auch dadurch nicht, daß der Boden des Düsseldorfer Stadions nicht nur hartgefroren war, sondern den Spielern zudem noch wenig Stand bot. Dennoch begann Ajax im traditionellen weißen Trikot mit dem handbreiten roten Streifen enorm druckvoll. Elf Minuten waren gerade vergangen, als Dennis Bergkamp allen seinen Bewachern enteilte, im finalen Laufduell auch noch Libero Pepin überlief und den Ball an Torwart Roberto vorbei in die Maschen schob.

Nach dieser Führung entwickelte sich dann ein typisches Europapokalspiel. Die Spanier, die mit den schlechten Platzverhältnissen über das gesamte Match wesentlich besser zurecht kamen, mußten jetzt zum Erreichen des Viertelfinales mindestens zwei Tore erzielen. Das war auch Ajax nicht verborgen geblieben, und so zogen sich die Holländer angesichts des komfortabel scheinenden Vorsprungs mehr und mehr zurück und überließen den Basken das Feld. Deren Stärke — schnelles konterartiges Spiel mit präzisen Kurzpässen — kam aber erst zur zweiten Hälfte so richtig in die Gänge. Die Ajax-Abwehr um den guten Libero Wim Jonk kam etliche Male in Verlegenheit, aber entweder trafen die Spanier das Tor nicht oder der an diesem Abend überragende Keeper Stanley Menzo konnte ihre Schüsse parieren. Alle Bemühungen Osasunas schlugen fehl, rein ging der Ball nicht.

So intonierte eine mitgereiste holländische Blaskapelle den sattsam bekannten Triumphmarsch und fügte zum Höhepunkt noch eine Oranje- Cover-Version des Peter-Alexander-Klassikers Die kleine Kneipe an. Die etwa 15.000 Ajax-Fans verabschiedeten sich aus dem Düsseldorfer Rheinstadion mit Schunkeln in sängerischer Ekstase. Vom Finale war ihr geliebtes Ajax jetzt nur noch vier Spiele entfernt. Die Hälfte auf dem Weg zum erhofften Cup-Gewinn war ungeschlagen bewältigt worden. Auch Trainer Louis van Graal reichte das knappste aller Ergebnisse, und angesprochen auf den Wunschgegner der nächsten Runde, antwortete er selbstbewußt: „FC Liverpool“. Thomas Lötz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen