: Islamische Konferenz endet im Eklat
■ Streit über Nahostresolution/ Arafat verläßt Sitzung unter Protest
Dakar (ap/taz) — Beim Gipfeltreffen der Islamischen Konferenz in Dakar hat es am späten Mittwochabend einen Eklat gegeben. Der Vorsitzende der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Jassir Arafat, warf den Delegierten vor, die arabische Sache zu verraten, und verließ unter Protest den Konferenzsaal. Die Delegationen der 46 Mitgliedsstaaten der 1,1 Milliarden Moslems vertretenden Organisation hätten zuvor im Zusammenhang mit Palästina das Wort „Dschihad“ aus einer Nahostresolution gestrichen, erzählten Konferenzteilnehmer.
Das arabische Wort „Dschihad“ wird in der Regel fälschlich mit „heiliger Krieg“ übersetzt. Tatsächlich bedeutet es aber die höchste Form von „Anstrengung“ zur Erreichung eines vom Islam geforderten Ziels. Dabei müssen nicht notwendig gewaltsame Mittel angewandt werden. In jedem Fall wird mit „Dschihad“ aber ein Ziel verfolgt, das Sache aller Moslems ist. Und aus diesem Grunde wurde der Begriff in der Debatte um die Resolution der Islamischen Konferenz zu den Nahostverhandlungen zum Politikum.
In der Resolution heißt es, auf der in Washington laufenden Nahost- Friedenskonferenz müsse über die Rückgabe aller von Israel besetzten Gebiete verhandelt werden. Zweimal wurde aber das Wort „Dschihad“ aus dem Entwurf gestrichen, womit das Anliegen des palästinensischen Volkes zur Sache aller Araber erhoben werden sollte. Die moderatere Schlußfassung schien auf einen Vermittlungserfolg Ägyptens hinzudeuten. Iran hatte verlangt, daß auf die Nahost-Friedenskonferenz kein direkter Bezug genommen wird und Syrien forderte, Israel nur mit der Bezeichnung „zionistischer Feind“ zu erwähnen. Zuvor verabschiedete die Konferenz eine Resolution, in der „Zionismus“ mit „Rassismus“ gleichgesetzt wird.
Das Gipfeltreffen wurde schließlich in völliger Unordnung beendet. Aus Konferenzkreisen verlautete, viele arabische Staatschefs hätten an der Veranstaltung gar nicht erst teilgenommen, um ein Zusammentreffen mit Jassir Arafat zu vermeiden. Von 22 arabischen Staaten waren nur fünf zu Konferenzbeginn durch ihre Staats- oder Regierungschefs vertreten. Unter den Delegierten hieß es, Arafat sei für die Position der PLO vor und während des Golfkriegs bestraft worden. Die Szene vor dem Eklat um den Resolutionstext in der Erklärung von Dakar beschrieben sie so: „Er flehte die Anwesenden an, ihm doch wenigstens das zu lassen, und sie weigerten sich. Er schäumte vor Wut und sagte ihnen, sie würden die arabische Sache verraten.“
Zwei junge Frauen, die den iranischen Staatspräsidenten Rafsandschani am zweiten Tag der Konferenz mit faulen Eiern beworfen hatten, werden in Dakar von der senegalesischen Polizei festgehalten. Die oppositionellen iranischen Volksmudschahedin teilten mit, die beiden Frauen würden in einem Hotel von iranischen Revolutionswächtern verhört und gefoltert. In Kreisen um die italienische Botschaft in Dakar will man hingegen wissen, daß iranische Regierungsvertreter keinen Zugang zu ihnen gehabt hätten.
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