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Kirche dreht Flüchtlingen Heizung ab

Hamburg (taz) — Die Norderstedter Schalom-Gemeinde in der Nähe von Hamburg, die seit Anfang November etwa 40 Flüchtlinge beherbergt, hat den Asylbewerbern jegliche Unterstützung und Versorgung aufgekündigt. Die Heizung wurde ihnen abgedreht. Die Flüchtlinge erklärten die Kirche daraufhin für besetzt. Zuvor hatte der Kirchenvorstand die Zufluchtsuchenden aufgefordert, die Gemeinderäume bis Mittwoch 12 Uhr zu verlassen. Von einer gewaltsamen Räumung der Kirche ist bisher nicht die Rede.

Die Flüchtlinge aus zwölf Nationen haben in verschiedenen Sprachen einhellig erklärt: Wir bleiben. Sie wollen bis zum Abschluß ihres Asylverfahrens in Sicherheit leben und ziehen dem militanten Fremdenhaß im Osten die etablierte Ausländerfeindlichkeit im Westen vor.

Die Flüchtlinge hatten am 12. September aus Angst vor rassistischen Übergriffen in Ostdeutschland die Anschar-Kirche in Neumünster besetzt. Sie sollten ursprünglich im Rahmen der gleichmäßigen Verteilung aller Asylbewerber auf die alten und neuen Bundesländer von Schleswig-Holstein nach Mecklenburg- Vorpommern umziehen. Nach der fünfwöchigen Besetzung reisten sie unter dem Druck der Kirche und der Landesregierung doch nach Greifswald. Dort wurde die Gruppe von etwa 200 Hooligans angegriffen und daraufhin von einem Unterstützer- Konvoi zurückgeholt, der für sie eine Zuflucht in der Norderstedter Gemeinde fand. lian

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