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Kammer: Mehr CDU im Ratshaus

■ Handelskammer versteht die FDP nicht / Frauenförderung „merkwürdig“

„Herr Jäger ist jetzt Neuling in diesem Amt“, erklärte Udo Immermann, Syndikus der Bremer Handelskammer. Zum neuen Wirtschaftssenator wollte sich die Kammer deswegen noch nicht äußern. Aber auch Präses Berghöfer wies die Handelskammer- Schelte der FDP (taz vom 12.12.) zurück: „Wir haben Probleme, die FDP zu verstehen.“

Die Konjunktur ist an Bremen nicht vorbeigegangen, die Handelskammer konnte deshalb in ihrem Jahresbericht von Steigerungsraten (Spitzenreiter: Fahrzeugbau) berichten. Dennoch wollten die Herren ihre Liebe zu einer anderen Koalition nicht verbergen, von der sich die Wirtschaft mehr „Rückenwind“ versprochen hätte. Mit dem neuen Präses Joseph Hattig (Beck & Co) hat die Kammer sich für 1992 auch einen Mann aus einem verflossenen Schattenkabinett der CDU an der Spitze gewählt.

Im Ampel-Koalitionsprogramm vermißt die Handelskammer klare Aussagen zur Privatisierung öffentlicher Dienstleistungen wie der Müllverbrennung, spricht sich strikt gegen Umwidmung alter Hafenflächen zu Wohngebieten aus, will die Osterholzer Straße vierspurig und keinen Vorrang für den ÖPNV. Überhaupt paßt es der Kammer nicht, daß sich Koalitionspartner in wichtigen Fragen einigen müssen („Vetorecht“). Bei Industrieansiedlungen Umweltgesichtspunkte zu berücksichtigen, kann Bremen sich nicht leisten, daß Bebauungspläne vom Umweltressort entschieden werden, findet die Kammer „aberwitzig“, und „recht merkwürdig“, daß spezielle Fördermittel für Frauen und Frauen-Beschäftigungsinitiativen im WAP ausgewiesen sind. Da verwirrte die Vertreter der Kaufmannschaft auch nicht ein Blick in ihre Runde — von 39 Mitgliedern im Plenum der Handelskammer sind genau 39 Männer. Präses Berghöfer versicherte, es werde nach Frauen „sehr wohl Ausschau gehalten“, allein sie seien im Unternehmerinnen-Verband engagiert, was „eine Zwischenstufe in ihrer Emanzipation“ sei. K.W.

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