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Rebecca

»Sehr geehrte Redaktion«, schrieb uns am 9.12. der Berliner TransitVerlag zu unserem Porträt der Dichterin Rebecca Goldblum (7.12., »Ist's Nike oder Honecker?«), »es war höchste Zeit, daß Sie auf die Dichterin Rebecca Goldblum aufmerksam machten, deren beachtliche literarische Artistik im gegenwärtigen Schlachtenlärm um den Prenzlauer Berg unterzugehen drohte. Was Ihre Autorin, Frau Zucker, nicht wissen konnte, Ihre Leser aber wissen sollten: Vor ihrem hastigen Aufbruch nach New York hatte sich Rebecca vier Tage und Nächte in unserem Verlag aufgehalten — »auf der Flucht«, wie sie halb scherzend erklärte. Wovor sie floh (und wie vergeblich!), konnten wir in diesen vier Tagen miterleben: Es erschienen, unangemeldet und einzeln, insgesamt etwa 40 Herren, die sich in nachlässig-dunkler Kleidung, kurzgeschorene Haartracht und putziger Verdrossenheit auffällig ähnelten, mit der gleichen rauchigen Stimme nach Rebecca fragten und dann von ihr immer nur das eine wollten: eine schriftliche Bestätigung, daß sie nicht für die Stasi gearbeitet hätten. Rebecca reichte sie großzügig jedem von ihnen, flüsterte am letzten Abend aber eher schadenfroh: »Es wird ihnen allen nichts nützen.« Wir wissen heute, wie recht sie hatte. Am Morgen danach, unser Autor Clemens Walter brachte Rebecca gerade zum Flughafen, fanden wir in unserem Lager ein sensationelles Konvolut, das Mauskript eines Romans mit dem Titel Unter Tage, das Rebecca auf ihre unkonventionelle Art hinterlassen hatte. Ihr Roman wird — ungekürzt, mit allen Namen! — zur kommenden Leipziger Buchmesse erscheinen. Dr.Rainer Nitsche, Transit-Buchverlag.« Soweit der Brief. Wir sind gespannt auf den Roman und bewerben uns hiermit ums Vorabdruckrecht!

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