: Unterm Strich
Als konservative Lösung hat Hajo Cornel vom brandenburgischen Kulturministerium das Ergebnis der Neuwahlen an der Ostberliner Akademie der Künste bezeichnet. Es sei „nicht überzeugend“ gelungen, was die Akademie im Vorfeld selber verkündet habe - eine Erneuerung und Verjüngung. Die gesamte Entwicklung sei sehr bedauerlich. Man habe sich ja auch vorstellen können, daß zur Neuwahl Künstler vorgeschlagen worden wären, die in der früheren DDR keine Chance gehabt hätten. Auch Walter Jens äußerte Unverständnis über das Wahlergebnis. „Das hätten sie auch schon fünf Wochen nach der Wende haben können“. Berlins Kultursenator Ulrich Roloff-Momin dagegen begrüßte das Ergebnis der Neuwahl als „ersten Schritt zu einer vereinten Berliner Akademie“. Er stehe für Gespräche mit den Akademien zum weiteren Verfahren zur Verfügung.
In der Berliner Gauck-Behörde existiert eine Karteikarte, die den Lyriker Sascha Anderson als inoffiziellen Mitarbeiter des früheren Ministeriums für Staatssicherheit der DDR ausgibt. Ein Sprecher der Behörde versicherte am Dienstag, sie sei annähernd identisch mit der vom 'Spiegel‘ abgebildeten Karte aus einer Handkartei der Stasi in Gera. Die Geraer Karte enthalte allerdings noch einige handschriftliche Ergänzungen. In der Gauck-Berhörde werden die Karteikarten als „wichtiger Hinweis“ für eine tatsächliche Stasi-Mitarbeit Andersons gewertet. Der Sprecher wörtlich: „Mir ist kein einziger Fall bekannt, daß jemand als IM in der Stasi-Kartei geführt wurde und es in Wirklichkeit nicht war. Was hätte es denn dem Ministerium für Staatssicherheit gebracht, einen inoffiziellenb Mitarbeiter akribisch zu führen, ohne daß er es wirklich gewesen ist.“
Unter Ausschluß der Öffentlichkeit“ lagern vorläufig 12.000 Exponate und etwa 15.000 Bücher und Hefte zum Thema DDR-Design in einem Keller in Zossen. Spätestens 1993 allerdings sollen die Stücke in einem Museum zugänglich gemacht werden, möglicherweise in der ehemaligen Schultheiss-Brauerei am Prenzlauer Berg. „DDR-Design steht für Phantasie, Dauerhaftigkeit und Tradition“, erklärte der Leiter der 'Sammlung für industrielle Gestaltung‘ Hein Köster. Die große Sorge der Mitarbeiter der Sammlung gilt der Schließung zahlreicher Betriebe in der Ex-DDR. Die alten Geräte und Werkzeuge sollten nämlich möglichst nicht „auf dem Sperrmüll“ landen, sondern im Museum.
Das Wort des Jahres lauter Besserwessi. Es fasse griffig die Wörter „Besserwissen“, „Westen“ und „Wessi“ zusammen, erklärte der Germanist und Mitarbeiter der Gesellschaft für deutsche Sprache in Wiesbaden Gerhard Müller. In die Gruppe besonders relevanter Wörter gehören mit „Wohlstandsmauer“, „Stasi-Syndrom", „abwickeln“ und „Kurzarbeit Null“ vier weitere Begriffe, die die deutsche Einheit betreffen. Ins selbe semantische Feld falle allerdings auch „Ausländerhaß“, und die von der Friedensbewegung verwendete Parole kein Blut für Öl“. Auf weiteren Platzierungen: „Preußenfieber“,„Gletschermann“,„Mozart-Rummel“, „Mozart-Kitsch“, „Müll-Diät“ und „Pax Americana“, „Augustpusch“, „Zar Boris“.
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