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Bremer Fehlpaß-Festival

■ Bremer SV gegen SVG Göttingen: Wetter kalt, Spieler ideenlos, Ergebnis 0:2

Interims-Trainer Uwe Bracht vom Bremer SV bemühte hinterher Fußballweisheiten. „Das war ein typisches 0:0-Spiel. Ich hatte nie den Eindruck, daß da noch ein Tor fällt.“ Die in der Kälte ausharrenden ZuschauerInnen hatten aber doch zwei Treffer gesehen, leider landeten sie im Kasten von BSV-Torhüter Wachtendorf. Wäre das Spiel wirklich torlos ausgegangen, hätten sich die Bremer Fans auch geärgert, denn auf der Tribüne herrschte Einigkeit. Entweder gewinnen die West- Bremer gegen die SVG Göttingen im letzten Spiel vor der Winterpause, oder am Bremer Panzenberg gehen im nächsten Jahr die Oberligalichter aus. Der verlorene Punkt vom vergangenen Wochenende gegen Altona 93 sollte unbedingt gegen die vom ehemaligen Bundesliga-Spieler Dieter Schatzschneider trainierten Gäste gewonnen werden.

An Schatzschneider lag es nicht, daß die Göttinger gewannen. Er wurde nämlich nach einer strittigen Abseitsentscheidung von Schiedsrichter Schaper auf die Tribüne verbannt. Angeblich hatte der Trainer gemeckert, aber in Wirklichkeit war es sein Assistent. Kommentar Schatzschneiders zum Unparteiischen: „Der hat wohl keine Freundin.“

Viel mehr passierte nicht im Stadion. Die Heim-Mannschaft konnte auf dem harten und holprigen Boden nicht, und die Gäste wollten nicht so recht. Der BSV agierte unbeholfen im Mittelfeld, spielte ideenlos und ohne Struktur im Aufbau, und so war Mitte der ersten Halbzeit die gefährlichste Bremer Aktion ein Rückpaß auf den Torwart. Nach dem nächsten Höhepunkt der ersten Spielhälfte, zwei ungeschickten Ruppigkeiten von Verteidiger Voigt, war Pause.

Als vier Minuten nach Wiederanpfiff noch die meisten auf den Rängen mit ihren Bratwürsten oder dem Glühwein beschäftigt waren, passierte das, was Uwe Bracht „die alten BSV-Fehler“ nannte. Unzählige Abwehrbeine stocherten planlos im eigenen Strafraum herum, ein Abpraller erreichte den Göttinger Schmiedekind, und der zog aus 16 Metern ab. Es hieß 0:1, und der Vierte der Liga schien über den Tabellenletzten zu triumphieren. Das erhoffte Aufbäumen gegen die sich abzeichnende Niederlage geriet zum Trauerspiel. Die Bremer zelebrierten ein wahres Fehlpaßfestival, während die Göttinger ballgewandt Fehler vermieden. Symptomatisch für die Blau- Weißen: Anstatt zu flanken, hämmerte Wachaczewski einen Freistoß vom rechten Strafraumeck ins Aus. Da war allein schon der Versuch strafbar. Wenig später schoß Plikat eine Ecke und übersah völlig, daß der Schiedsrichter sich hundert Meter entfernt um einen Verletzten kümmerte. Derlei Spielübersicht konnte zu nichts führen, und so war der Göttinger Konter zum 0:2 in der 86.Minute nur logisch. Für den Spruch des Tages sorgte ein Zuschauer nach einem Foul der Niedersachsen. „Raus, aber alle! „ Elf BSVer gegen null SVGer, das hätte vielleicht geholfen.

Mins Minssen

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