: Schüsse aufs Asylbewerberheim
■ Rechtsradikale Ausschreitungen in den neuen und den alten Ländern: Eine kleine Wochenendbilanz
Eppstein/Frankfurt/Buxtehude/ Senftenberg (afp/dpa) — In der Taunusstadt Eppstein, in Frankfurt, in Buxtehude und in der brandenburgischen Kreisstadt Senftenberg kam es am Samstag zu ausländerfeindlichen Gewalttaten und zu Schlägereien zwischen Ausländern und Deutschen. In Eppstein sind bei Schlägereien zwischen deutschen und ausländischen Jugendlichen am Samstag abend sechs Menschen verletzt worden. Das teilte die Frankfurter Polizei am Sonntag mit. In Frankfurt selbst schossen Unbekannte mit Leuchtmunition auf eine Asylbewerberunterkunft.
Bei den Verletzten handelt es sich den Polizeiangaben zufolge um Deutsche. Zwei ausländische Jugendliche im Alter von 16 Jahren wurden vorübergehend festgenommen. Einer von ihnen soll mit einer Schreckschußpistole einem Deutschen gegen den Hals geschossen haben. Die Deutschen waren nach einem Besuch des Weihnachtsmarkts in einer Gaststätte mit den Ausländern aneinandergeraten und gaben an, sie hätten sie „schnell hinausgeworfen“. Vor der Wirtschaft entwickelte sich aber mit etwa zwanzig ausländischen Jugendlichen eine Schlägerei. Dabei fiel der Schuß. Der mutmaßliche Schütze, ein Türke, und ein Iraner wurden anschließend vorübergehend festgenommen.
Im Frankfurter Stadtteil Bockenheim schossen Unbekannte in der Nacht zum Samstag auf ein Asylbewerberheim. Wie das Polizeipräsidium am Sonntag mitteilte, meldeten Zeugen, daß sechs Personen vor dem Heim erschienen seien. Ein etwa 20 Jahre alter Mann habe aus einer Umhängetasche die großkalibrige Waffe gezogen und auf das Gebäude gefeuert. Menschen wurden nicht verletzt.
In Buxtehude ist es am Samstag nachmittag zu Zusammenstößen zwischen Mitgliedern eine „Antifa“- Gruppe und Skinheads gekommen. Wie ein Polizeisprecher mitteilte, war die Demonstration friedlich verlaufen. Als Skinheads auf den Plan traten, seien diese von Antifa-Leuten mit Leuchtspurmunition beschossen worden. Nach Angaben der Polizei waren insgesamt etwa fünfzig Personen an den Ausschreitungen beteiligt.
Bereits in der Nacht zum Samstag wurden zwei Senftenberger Polizeibeamte verletzt, als etwa dreißig rechtsradikale Jugendliche unter „Heil Hitler“-Rufen die Polizei- Hauptwache überfielen. Nach Angaben des Lagezentrums in Cottbus waren die Jugendlichen nach einer Zechtour in einer nahe gelegenen Diskothek zu der Wache marschiert und hatten das Gebäude mit Steinen beworfen. Als sie versuchten, gewaltsam in die Wache einzudringen, seien zwei Polizisten verletzt worden. Bei ihrem Überfall schrien die Jugendlichen „Ausländer raus“ und „Bullen raus“. Um sie zurückzudrängen, gaben die Polizisten Warnschüsse ab.
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