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Die Technik des Keifens

■ betr.: "Verharmlosen als Strategie", taz vom 3.12.91

betr.: »Verharmlosen als Strategie«, Kommentar von Gerd Nowakowski, taz vom 3.12.91

Nowakowski behauptet in seinem Kommentar, der AL-Politiker Schneider habe als Stasi-Täter das Leben von jeder Menge Menschen zerstört. Hier hat die Presse offensichtlich versagt, denn bisher habe ich keinen Beleg für diesen heftigen Vorwurf lesen können. Die meisten Täter haben wohl weniger einzelne Opfer auf dem Gewissen als vielmehr eine Mitschuld an einem kollektiven Duckmausen, das auf dem Gefühl beruht, von VEB Horch, Guck und Greif bespitzelt zu werden. Worin liegt der Unterschied zu persönlichen Wertungen eines Arbeitsvermittlers, der in sein CoArb einträgt »nicht kooperativ« und damit einer Arbeitslosen sämtliche Chancen verbaut? Denn egal, in welches Bundesland sie zieht, der Vermerk wird von allen offiziellen MitarbeiterInnen des Amtes gelesen. (Vergleiche Datenschutzbericht vom 16.5.91, S.63)

Nowakowski schafft es dann auch noch, ganz im Geiste eines Politbürokraten, die 'titanic‘-Satire zu schelten, die die Verlogenheit moralapostolischer Besserwessis entlarvt. In wessen Interesse handeln denn zum Beispiel »Filmautoren«, die im Auftrag von Falskamp oder BBDO ausgewählten Habenichtsen das Gefühl eintrichtern: Um ein mondänes Leben zu führen, mußt du nur genug Bacardi saufen. Doch was kümmert es einen taz-Reporter, der angeblich weniger verdient als seine LeserInnen, wenn andernorts die Kinder verhungern? Die Moral, die aus Nowakowskis Keifen spricht, ist der Zynismus unseres ach so humanen Kapitalismus. Christian Sternberg, Berlin 44

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