: Deutsche Aerospace: Schlechter Stern über Daimlers Rüstung
■ Der Weg in neue Konzernstruktur kostet 1.800 Arbeitsplätze/ Rüstungsaufträge um ein Drittel abgesackt
München (taz/dpa) — Dasa-Chefpilot Jürgen Schrempp hat Großes vor: Aus der Daimler-Tochter Deutsche Aerospace soll durch Umstrukturierungen ein schlagkräftiger Luft- und Raumfahrtverbund werden. Das Unternehmen, vertraute Schrempp gestern der Öffentlichkeit an, stehe vor seinen zwei schwierigsten Jahren. Die Dasa-Tochterunternehmen Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) und Telefunken Systemtechnik GmbH (TST/Ulm) werden im kommenden Jahr aufgelöst und gehen in der Dasa auf. Eine operative Einheit ohne störende Firmengrenzen soll das Ganze werden.
Mit einem straffen Rationalisierungskurs will Schrempp in die neue Konzernstruktur starten. Kein Wunder, denn die Flugbahn des Rüstungsbereichs neigt sich nach unten. Die Geschäftsleitung hat sich bereits auf einen Rückgang der Rüstungsaufträge von bis zu 30 Prozent eingerichtet. Die Konsequenz: allein im Wehrtechnikbereich werden knapp 1.200 Beschäftigte abgebaut, wozu die Schließung des TST-Werkes Eiweiler im Saarland gehöre, wie Personalvorständler Hartwig Knitter erklärte. Auf TST entfällt ein Abbau von 900, auf MBB ein Rückgang von 800 Mitarbeitern. Der Vorstand pocht weiter auf den Bau des europäischen Wundervogels „Jäger90“, andernfalls gebe es „ein Problem“.
Für 1991 indes stehen die Dasa- Sterne noch in glänzendem Licht: Für 1991 kündigte Dasa-Finanzvorstand Manfred Bischoff einen von 12,53 auf knapp 12,7 Milliarden Mark gestiegenen Konzernumsatz an. Der Wehrtechnikanteil sinkt aber nur leicht von 48 auf 45 bis 47 Prozent. Der Auftragsbestand beantrage fast unverändert 24 bis 25 Milliarden Mark.
Bei der nicht vollständig in den Dasa-Konzern eingehenden MBB- Tochter Deutsche Airbus wird ein Umsatzanstieg von 4,3 auf 5,6 Milliarden Mark erwartet. Wenn die Airbus spätestens 1996 voll im Dasa- Konzern integriert sein wird, soll der Konzernumsatz auf 24 bis 25 Milliarden Mark geschraubt werden.
Die Dasa wird in diesem Jahr erstmals mit einem positiven Ergebnis in zweistelliger Millionenhöhe abschließen. Bis auf den Dornier-Konzern würden alle Dasa-Töchter 1991 einen Überschuß aufweisen, sagte Bischoff. Der Airbus soll sogar Gewinne von „mehreren hundert Millionen Mark“ abwerfen.
Die Dasa-Triebwerkstochter MTU Motoren- und Turbinen- Union GmbH wird für die bevorstehende Kooperation mit dem US- Triebwerkshersteller Pratt & Withney in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Bei der Dasa-Tochter Dornier wird möglicherweise der Bereich Raumfahrt des Konzerns konzentriert. Die Zentrale der im Mai 1989 gegründeten Dasa soll von München an den MBB-Sitz Ottobrunn verlegt werden.
Schrempp zeigte sich zuversichtlich, daß in Kürze eine Einigung mit dem Land Bayern als MBB-Minderheitsgesellschafter (17 Prozent Anteil) gefunden wird. Bayern soll seinen MBB-Anteil — wie zuvor schon Hamburg — in einen direkten Dasa- Anteil von wahrscheinlich knapp zehn Prozent tauschen und einen Dasa-Aufsichtsratsposten bekommen. Garantien für Arbeitsplätze oder Standorte könnten aber generell nicht gegeben werden. es
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