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Studentenzahlen sprengen Prognose

■ „Bildungsgipfel“ mit Kanzler und Ministerpräsidenten verlangt/ Insgesamt 1,75 Millionen Studenten

Bonn (dpa) — Der weitere Anstieg der Studentenzahlen in Deutschland sprengt jede Prognose: In diesem Jahr haben 302.000 junge Menschen ein Studium neu begonnen, 7,7 Prozent mehr, als die Kultusminister „als Obergrenze“ vorhergesagt hatten. Der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Prof. Hans-Uwe Erichsen, forderte am Montag einen „Bildungsgipfel“ mit Kanzler und Ministerpräsidenten. Die Hochschulen brauchen nach seinen Worten 30.000 zusätzliche Wissenschaftler und 20.000 weitere Mitarbeiter, um die Studiensituation wieder so zu gestalten, wie sie 1977 war. Vor 14 Jahren hatten die Regierungschefs von Bund und Ländern und die Rektoren gemeinsam versprochen, die Hochschulen für die geburtenstarken Jahrgänge offen zu halten. Mindestens 200.000 neue Studienplätze — vor allem für die Fachhochschulen — und 25 Prozent mehr Sachmittel seien notwendig. Nach der neuen HRK-Statistik sind in Ost und West jetzt 1,75 Millionen Studenten immatrikuliert. Der Geburtenrückgang Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre um über 20 Prozent brachte den überfüllten Hochschulen nicht die von den Finanzministern erwartete Entlastung. Die Zahl der Studienanfänger fiel in diesem Jahr tatsächlich nur um 2,5 Prozent zurück. Erichsen verteidigte die umstrittene Forderung der Rektoren nach einem verschärften Numerus clausus als „Notruf“. Die Hochschulen zehrten gegenwärtig von „ihrer Substanz“. Sie seien den Zusagen der Politiker nach Unterstützung bei der Ausbildung der geburtenstarken Jahrgänge „auf den Leim gegangen“. Die „Überlast“, die von den Hochschulen vorübergehend hingenommen werden sollte, habe sich zur „Dauerlast“ entwickelt. „Ermüdungserscheinungen“ machten sich jetzt breit. Eine Qualitätsgarantie für Forschung und Lehre könne nicht mehr gegeben werden. Die Finanzminister hätten sich aber seit Monaten einem Gespräch entzogen. Der Erhebung zufolge wechselten in diesem Jahr 5.500 Studienanfänger aus dem Osten zum Studium in den Westen über. Im vergangenen Jahr hatte ihre Zahl noch bei 4.100 gelegen.

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