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Freizi: „Wir wollen Werner!“

■ Jugendliche im Freizi Tenever kämpfen um ihren „Jungenarbeiter“

„Wir wollen Werner!“ schallte es durch das Jugendfreizeitheim im Stadtteil Tenever. Etwa 70 Jugendliche hatten sich gestern dort versammelt, um vor geladener Prominenz dagegen zu protestieren, daß einer ihrer Betreuer gehen soll. 250 gesammelte Unterschriften konnten sie allerdings an die Senatorinnen Trüpel und Uhl nicht übergeben — die hatten andere Termine.

Seit sieben Monaten arbeitet Werner Schwagereit im Freizi Tenever. Dort hat er mit dem Schwerpunkt „Antisexistische Jungenarbeit“ Jungengruppen geleitet, „außerhalb der üblichen Klischees, in die Jungen in der Erziehung gepreßt werden“, sagt Schwagereit. Mit einem türkischen Kollegen betreut er außerdem eine multinationale Gruppe. Seine Stelle ist auf ein Jahr befristet, würde im April auslaufen. Erich Ernst, zuständig beim Amt für soziale Dienste: „Wir hatten bei der Einstellung im Hinterkopf, daß es schon irgendwie weitergehen kann.“

Jetzt hat Schwagereit eine feste Stelle im Waller Freizi angeboten bekommen — will aber lieber in Tenever weiterarbeiten: „Die Kontinuität ist sehr wichtig, und hier gibt es schon eine besondere Vertrauensatmosphäre.“ Deshalb will er eine Entfristung seiner Stelle.

Bei den Jugendlichen herrscht helle Aufregung: „Schließlich sind wir mit am meisten betroffen!“ — „Wenn Schwagereit geht, wird das gesamte Angebot des Freizis eingeschränkt werden müssen“, sagt Leiterin Renate Ogon. Dann gebe es in Tenever nur noch 3,5 besetzte Stellen.

„Werner ist doch gerne hier — warum kann er nicht einfach sagen, er will bleiben?“ fragt die zwölfjährige Ingrid energisch. „Da geht's doch um Geld“, ruft jemand dazwischen. Frau Hebenstreit-Müller vom Amt für soziale Dienste, die die Aktion der Jugendlichen „unheimlich überzeugend“ findet, versucht das zu erklären: „Bremen hat so schrecklich viele Schulden, und...“ „Was interessiert uns das denn?“ ruft Berit (17) dazwischen, „wir brauchen hier jemand!“ Und sie wollen — Werner. skai

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