: Die Skins und die Kurden sind die anderen
■ Schüler-Eindrücke nach einer Woche Partnerschaft mit Tanzania und Ausländerhaß an der Gesamtschule West
Vier Tage lang haben sich die SchülerInnen des 8. Jahrgangs an der Gesamtschule West (GSW) mit dem Thema Ausländerhaß und Afrika befaßt. Anlaß ist die Partnerschaft, die die Schule mit der Mpechi Secondary School in Njombe/Tanzania verbindet.
„Am Anfang hatten viele keine Lust“, erzählt Funda, eine in Bremen geborene Türkin. Aber am Ende waren alle überzeugt von diesen Projekttagen.
Eine der Gruppen hat afrikanischen Tanz und Trommeln gelernt (Barbara: „Das sieht so leicht aus, aber... „) eine andere Gruppe hat in kleinen Szenen Reaktionen des alltäglichen Rassismus dargestellt. Übertriebene Szenen, finden die Kinder, aber so ist Theater eben. Ein afrikanischer Journalist hat zu Anfang der Woche einen Film gezeigt, in dem — mit versteckter Kamera - deutsche Reaktionen dokumentiert sind: Da wissen BremerInnen einfach nicht mehr, wo das Sozialamt ist, wenn sie ein Schwarzer fragt. Oder haben einfach keine drei Telefongroschen in der Tasche.
Wie eng ist die Verbindung zwischen dem Unterrichts-Projekt über Afrika-Bremen und dem Alltag in einer Schule, in der 20 Prozent der Eltern für ihre Kinder keinen deutschen Paß haben? Sven, der mit den Hooligans geht, „ist kein Skin“, versichert ein Mädchen mit Nachdruck. Da ist Alexander — „aber der meint das nicht so“. Ausländerfeindschaft ist in dieser Altersgruppe offenbar kein offenes Thema unter den SchülerInnen. Funda, die Türkin, sagt, sie habe „als Ausländerin in Bremen kein Problem“. Türken machen Deutsche manchmal an, erzählen andere Schüler. Stimmt das, Funda? Die Türkin, widerspricht: „Das sind meistens Kurden.“ Einige der deutschen MitschülerInnen lachen. Was hat sie gegen Kurden? „Mit de
hier das Werbe-Foto
„Baby-Love“
Afrika. Afrika? Bremen!
nen darf ich mich nicht einlassen“ sagt Funda.
Zwei Schüler erzählen von einer jugoslawischen Nachbarsfamilie: „Die verwahrlosen auf der Straße“, haben „monatelang dieselben Klamotten an“, „total dreckig“. Aber: „Wir spielen oft mit denen.“
„Einige haben ganz schön fortgeschrittene Gedanken zum Thema“, sagt der Lehrer Wolfgang Liesigk zufrieden über seine Projektwoche. K.W.
Foto: Jörg Oberheide
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