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Nieder! Nieder mit dem Weihnachtsmann!

■ Stefan Gerhard über Konzerte der »Mimmi's« und der »Mädchen«

Die Mimmi's sind die Band, die aus den Toten Hosen hätte werden sollen, können, müssen. Düsseldorf 1979: neben Der Plan, Mittagspause und der Deutsch-Amerikanischen Freundschaft übt eine Band namens ZK den musikalischen Weltaufstand mit dem Versuch friedlicher Koexistenz von Punk, Ska und Rock- A-Billy. Zu schlau, um schlau zu tun, wirft das Quartett Horn-Soli und betroffene Texte zu groben, mühevoll eingespielten Arrangements zusammen. »Nieder mit dem Weihnachtsmann« und »Hurra, ich bin genormt« markieren die Position der Gruppe um den Jahrzehnt- und Paradigmenwechsel, bis Ted Isi etwas Eigenes gründet, während Schlagzeuger Klaus Fabian einer Liebe zuliebe nach Bremen zieht. Der Rest von ZK nennt sich fortan Tote Hosen und übt das Geldverdienen.

Der am Schlagzeug ungeschickte Fabian schlägt die angebotene Buchhalterstelle bei der PLattenfirma der Toten Hosen aus und erfüllt sich statt dessen den Traum, Sänger einer Mädchen-Band zu werden. Als sich für die erste Single der Mimmi's, »Deutscher Meister wird der SVW«, kein Interessent findet, gründen die Musiker das Weser-Label.

Mit Produktionen der Goldenen Zitronen inzwischen ebenfalls erfolgreich, bleibt die 1982 gegründete Band ihrem Motto »jung, dynamisch, erfolglos« bis heute treu.

Auch die modernisierten Mimmi's von 1991 erinnern an ZK. Schief gesungene Texte, die sich mit der sogenannten deutschen Einheit, päpstlicher Bevölkerungspolitik (»Halt's Maul, Paul«) und der Kunst der Balz befassen, werden von den Musikerinnen in kurze Punk-Songs zum Mitschunkeln gefaßt. Chor- und Wechselgesang sind stets unterhaltsam genug, um das öde Geschrammel zu ertragen.

Als Vorgruppe sind Die Mädchen (Foto) zu erleben. Das Bremer Duo singt von doofen Typen am Fleischstand von Tengelmann, die sich von wildfremden Frauen zu Wurst und Sauerkraut verführen lassen. Wie die Lassie Singers und die Mimmi's segeln sie mit Trash-Pop und Schlagern unter falscher Flagge: bei den Musikerinnen dieser »Mädchenbands« handelt es sich um ausgewachsene Frauen.

Am 25.12. um 21 Uhr im SO 36

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