piwik no script img

Fliegt Honecker stand by?

Moskau (dpa) — Für den früheren DDR-Staats- und Parteichef Erich Honecker ist ein Flug-Ticket nach Peking gebucht worden, das inzwischen wieder storniert wurde. Das wurde am Freitag von informierten Kreisen in Frankfurt bestätigt. Den Angaben zufolge erfolgte die Buchung bei der sowjetischen Staatslinie Aeroflot in Frankfurt. Wer den Flug reserviert und wieder storniert hat, war nicht zu erfahren. Aeroflot in Moskau wollte die Angaben nicht bestätigen. Der Flug Moskau-Peking startet am Freitag um 21.15 Uhr Ortszeit (20.15 MEZ).

Nach Angaben der chilenischen Botschaft in Moskau halten sich Margot und Erich Honecker weiterhin in der Residenz als persönliche Gäste von Botschafter Clodomiro Almeyda auf. Bundeskanzler Helmut Kohl telefonierte am Freitag noch einmal mit Michail Gorbatschow. Ob dabei auch der Fall Honecker erörtert wurde, ist nicht bekannt. Der Sprecher der deutschen Botschaft in Moskau, Enno Barker, sagte, die Vertretung stehe weiter mit allen Beteiligten im Fall Honecker in Verbindung und dränge, Honecker nach Deutschland zurückzubringen.

Nach Informationen des Privatsenders Sat.1 wurde nicht nur der Flug Moskau-Peking, sondern auch ein Ticket für den Flug Moskau-Havanna im Februar 1992 gebucht. Die Plätze seien über die Lufthansa in Frankfurt geordert worden.

In der Nacht zum Freitag dementierte das chilenische Außenministerium in der Hauptstadt Santiago de Chile, daß Honecker ohne gültigen deutschen Paß nach Chile einreisen dürfe. 'Super‘ hatte dies unter Berufung auf die Sprecherin des Ministeriums, Irene Bronfman, gemeldet. Sie sagte auf Anfrage, sie habe keine derartigen Angaben gemacht.

Die russische Regierung führt nach offiziellen Angaben derzeit weder mit deutscher noch mit chilenischer Seite Gespräche im Fall Honecker. Dies gab das russische Außenministerium 'Tass‘ gegenüber an. Bewegung in die Angelegenheit könnten nur Chile und die Bundesrepublik bringen. Die Position Rußlands habe sich nicht geändert.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen